Lesejahr C 2009/10
Vater Unser (17. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
Wir sind es gewohnt, mit unserem guten Namen zu bezahlen. Fast jeder Bundesbürger hat eine EC-Karte, viele sogar mehrere, um sie möglichst überall einsetzen zu können. Vielleicht ist Ihnen das auch schon einmal passiert, dass Sie mit Ihrer Karte zahlen wollten und plötzlich fiel Ihnen die Geheimnummer nicht mehr ein. Da steht man da, je nach dem ob noch Bargeld im Geldbeutel ist oder nicht und hat mitunter ein ziemliches Problem!
Dieses Problem können wir auch auf unseren Glauben übertragen. Nämlich genau dort, wo für Christen das Gebet keine große Rolle mehr spielt, wo sie mit Gott nicht mehr sprechen, den Kontakt mit ihm verloren haben. Gerade bei Beerdigungen, aber auch bei Taufen und Hochzeiten fällt mir das immer deutlicher auf. Ich stimme das Vater Unser an und viele schweigen, schauen mich verlegen an, sie wissen nicht mehr wie man betet. Die Mahnung Jesu im heutigen Evangelium zeigt uns die Bedeutung dieses Gebetes. Jesus lehrt seine Jünger das Vater Unser zu beten, damit auch sie Gott kennen lernen und mit ihm reden können: vertraut, offen und vor allem ehrlich.
Denn ich kann nicht „Vater“ zu ihm sagen, wenn ich meine Beziehung zu Gott gar nicht lebe.
Ich kann auch nicht „unser“ sagen, wenn mir die anderen Menschen gleichgültig sind.
Oder „im Himmel“, wenn mein Interesse nur der Erde gilt.
Ich kann nicht „geheiligt werde dein Name“ sagen, wenn ich Gott lästere und fluche.
Oder „dein Reich komme“, wenn ich nicht mitarbeite am Aufbau des Gottesreiches.
Oder „dein Wille geschehe“, wenn ich nicht nach Gottes Willen für mein Leben suche.
Ich kann auch nicht sagen „wie im Himmel so auf Erden“, wenn ich die Frohe Botschaft Gottes nicht weitersage.
Oder „unser tägliches Brot gib uns heute“, wenn ich den Notleidenden gar nicht helfe.
Ich kann nicht sagen „und vergib uns unsere Schuld“, wenn ich mein eigenes Unrecht nicht zugebe.
Oder „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“, wenn ich Groll im Herzen gegen jemanden hege.
Wäre es ehrlich zu sagen „und führe uns nicht in Versuchung“, wenn ich doch in der Versuchung bleiben will?
Ich kann nicht sagen „sondern erlöse uns von dem Bösen“, wenn ich das Böse gar nicht meide.
Oder denn „denn dein ist das Reich“, wenn ich an meinem Besitz hänge.
„und die Kraft“, wenn ich Angst vor den Menschen habe.
„und die Herrlichkeit“, wenn ich meine Ehre suche.
Ich kann nicht sagen „in Ewigkeit“, wenn ich an ein Leben nach dem Tod gar nicht glaube.
Und „Amen“, wenn ich die Bitten des Vater Unsers nicht innerlich bejahe!
Das Vater Unser ist kein Lippenbekenntnis, sondern die aufrichtige Bitte an Gott in meinem Leben einzugreifen und helfend da zu sein, in allen Höhen und Tiefen meines Alltages: Und er hört mich und weiß, wie ich bete! Jesus selbst hat dieses Gebet uns beten gelehrt, weil er weiß, was wir Menschen wirklich brauchen. Und er erhört jedes aufrichtig gebetete Vater Unser, aber nicht immer so wie wir es erwarten, sondern so, dass es uns in Bezug auf die Ewigkeit zum Heil führt. (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:08
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