Lesejahr A 2013/14

Vom "Fußballgott" zum lebendigen und einzig wahren Gott (12. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 20.06.2014
Lesejahr A 2013/14 >>

Für die Einen ist sie langweilig und verzichtbar, für viele Andere die schönste Nebensache der Welt. Schätzungsweise 700 Millionen Zuschauer verfolgen derzeit die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien, davon rund 30 Millionen Deutsche. Doch woher kommt die Begeisterung für diesen Sport, warum sind Fans bereit alles zu Seite zu legen, um in eine ganz andere Welt einzusteigen, wenn auch oft nur für ein paar Stunden?

Sicherlich, so ein Ereignis wie die Fußball-Weltmeisterschaft schafft einen Ausbruch aus dem Alltag. Fußball bietet nämlich die Möglichkeit, Teil von etwas zu sein, das größer ist als ich selbst, ich bekenne mich zusammen mit ganz vielen anderen zu einem gemeinsamen Ziel: Den Titelgewinn etwa! Ein echter Fußballfan lebt alle theologischen Tugenden wie Glaube, Hoffnung und Liebe in der Beziehung zu seiner Mannschaft, für den er immer einen Sieg erhofft. Klar ist so manches Fußballspiel aufregender und spannender als eine Sonntagsmesse und jeder Sieg beim Fußball führt auch zu einem starken Gemeinschaftsgefühl, das können wir ja in diesen Tagen deutlich sehen. Man kann heute nachweisen, dass ein Sieg und auch eine Niederlage sich auf das Arbeitsleben des Menschen auswirkt. Das konnte man erleben, als die Deutsche Nationalmannschaft ihr erstes Gruppenspiel unerwartet hoch gewann. Am nächsten Tag begegneten mir so viele strahlende Gesichter wie schon lange nicht mehr.

Im Grunde genommen ist unser aller Leben als getaufte Christen ein lebenslanges Fußballspiel. Wir müssen arbeiten und rackern, um etwas zu erreichen, kämpfen und laufen um unsere Ziele zu erreichen, erringen Siege und erleiden Niederlagen im Leben. Aber uns Christen hat Gott den Ball zugespielt. Er möchte uns in seinem Team haben, in der Kirche mitspielen lassen, daraufhin sind wir doch getauft worden. Als unser Trainer zeigt er uns, wie stark und ausdauernd das Leben in ihm ist. Als unser Arzt und Sanitäter, will er unsere seelischen Wunden heilen und unsere Herzen für den Glauben erwärmen. Als unser Schiedsrichter hilft er uns das Rechte vom Unrechten zu unterscheiden. Aber mit einem Unterscheid: Gott, gibt uns keine rote Karte, von seiner Liebe werden wir niemals ausgeschlossen, nur wir können ihn aus unserem Leben ausschließen. Vielleicht würde Jesus, wenn er heute unter uns wandeln würde, auch ein biblisches Fußball-Gleichnisse erzählen, um verständlicher von Gott zu sprechen.

Eine richtig gute Fußballmannschaft spielt für ihren Trainer und hört auf ihren Trainer. Gilt das auch für uns, wenn wir von Gott und seiner Kirche sprechen?

Fußball sollte auch für uns die schönste Nebensache der Welt bleiben. Denn Fußball zeigt uns, dass alle Menschen auf der Suche sind nach religiösen Erfahrungen in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft. Und eines sollte für uns Christen ein klares Tabu sein: Fußball als eine Art Religion zu zelebrieren, die über allem steht. Das Wort Fußballgott steht hierfür eindeutig!

Der langjährige deutsche Nationaltorwart Oliver Kahn hat hier mutig Stellung bezogen: „Ich selbst habe auch von einem Fußballgott gesprochen und mich hinterher geärgert: Wie kannst du nur so einen Blödsinn von dir geben? Es gibt nur einen einzigen Gott. Dieser Gott gibt uns die Kraft, mit allem, was wir positiv wie negativ erleben, umzugehen. Es ist der Gott der Christen, dem ich am nächsten stehe.“

Ähnlich outete sich Jürgen Klopp, der Trainer von Borussia Dortmund: „Es gibt zwar keinen Fußballgott, aber ich glaube, dass es Gott ist, der uns Menschen genauso liebt, wie wir sind, mit all unseren Macken, und deswegen glaube ich, dass er auch den Fußball liebt. Nur: Die Kiste müssen wir schon selber treffen!“

Bei aller Sinnstiftung und Erbauung, die dem Fußballspiel innewohnen kann, hat es doch auf Krankheit, Alter und Sterben keine Antwort. Jede Heilserwartung, die manche an den Fußball richten, wird am Ende enttäuscht werden.

In einem Interview sagte der ehemalige Fußballnationalspieler Arne Friedrich: „Fußball hat bei uns eine große Kraft und wahrscheinlich auch religiöse Züge. Für viele ist Fußball der Anker im Leben. Ich finde das schwierig, würde das ungern mit echtem Glauben gleichsetzen. Zumal es beim Fußball ja um Erfolge geht, ums Gewinnen oder Verlieren. Das ist bei Gott nicht so.“ Und auf die Frage, was ihm wichtiger sei, der Fußball oder der Glaube, antwortete er: „Das ist eine ziemlich harte Frage, aber ich lege mich da gerne fest: Ich möchte lieber ohne Fußball leben als ohne meinen Glauben.“ (pm)


Letzte Änderung: 21.06.2014 um 10:16

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