Lesejahr C 2009/10

Vom wahren Reichtum bei Gott (22. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

Lesejahr C 2009/10 >>

In einem bekannten Tischgebet heißt es: „O Gott von dem wir alles haben, wir preisen dich für deine Gaben. Du speisest uns, weil du uns liebst, drum segne auch, was du uns gibst.“ Dieses Gebet soll uns immer wieder neu daran erinnern, dass alles, was Gott uns gegeben hat, ohne Gegenleistung geschah. Er liebt und berechnet nicht kleinlich bei dem was er tut, um möglicherweise noch einen Vorteil herausschlagen zu können.

 

Bei uns Menschen ist das oft anders. Je reicher wir in den letzten Jahrzehnten hier im Westen geworden sind, umso selbstverständlicher wird all das hingenommen, was wir haben. Unsere Tische sind zumeist voll, ja übervoll, aber der Dank dafür gerät in Vergessenheit. Und mit dieser Undankbarkeit wächst auch die Unzufriedenheit, denn sie ist ein Ausdruck einer Lebensweise, die ihren Ursprung und ihr endgültiges Ziel vergessen hat.

 

In einer jüdischen Erzählung wird berichtet, dass ein Rabbi beim Besuch eines Armen schon nach einigen Minuten das Gespräch beendete, wogegen er sich bei den Reichen oft viel mehr Zeit nahm. Als er darauf angesprochen wurde, mit der Vermutung, dass er den Reichen mehr Zeit widme wie den Amen Menschen, sagte er: „Bei einem armen Menschen darf ich sofort segnen und weiß gleich wofür ich für ihn bei Gott beten kann. Mit den Reichen muss ich zunächst ein langes und umfassendes Gespräch führen, bis sie einsehen, dass auch sie arm und bedürftig sind.“

 

Weil die Menschen nicht wirklich teilen kommt es zu den krassen Unterschieden am Tisch Gottes in dieser Welt. Gott hat uns Gaben im Überfluss gegeben, die in einigen Teilen der Erde weggeworfen oder vernichtet werden und in anderen Teilen fehlen. Denn Nehmen ist heute auch unter Christen viel zu oft noch wichtiger als das Geben. Im Himmelreich wird dies nicht mehr so sein, da wird es keine erste, zweite oder dritte Welt mehr geben, auch keine reservierten Plätze, auf die einer von uns Anspruch hätte. Die ewige Gemeinschaft mit Gott wird von Liebe geprägt sein, nicht vom Besitz. Und viele der Letzten in unserer heutigen Welt, werden dann an seinem Tisch die Ersten sein. Menschen die nicht attraktiv, angesehen oder reich waren - sie wird er bitten aufzurücken und in seiner Nähe Platz zu nehmen. Die Bibel spricht in erster Linie von Armen, Krüppeln, Lahmen und Blinden, also Menschen, die im Leben benachteiligt sind, denen es an Anerkennung und Wertschätzung fehlt. Deren Herz aber noch offen ist für ihn und seine Liebe und nicht verstopft mit so viel Müll und Ablenkung. Gott wird uns an seinem Tisch im Himmelreich nicht fragen, wie viel Geld wir hatten, wie viel Freunde oder ob wir gut aussahen. Er wird Fragen, wie weit wir bereit waren, ihn in unser Herz hineinzulassen, um von seiner Liebe gestärkt, den Dienst am Nächsten auszuüben. Ob wie andere geliebt haben oder ihnen Schmerz zufügten, ob wir sie glücklich oder unglücklich gemacht haben, ob wir es mit ihnen ehrlich meinten oder sie ausnutzten, ob wir sie ernst nahmen, ihnen Aufmerksamkeit schenkten und sie vor allem respektierten. Und diese Entscheidung, liebe Schwestern und Brüder, treffen wir Tag für Tag selbst, sie kann uns auch niemand abnehmen. Doch sie wird entscheidend sein im Reich Gottes, wenn es einmal darum gehen wird am Tisch des ewigen Lebens Platz zu nehmen, nahe oder weit entfernt von Gott. Selig, wem der Herr dann sagen wird: „Mein Freund, meine Freundin, rück näher auf." (pm)

 

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:10


Zurück