Lesejahr A 2013/14
"Von Geboten und der Herzenshaltung zu ihnen" (6. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 14.02.2014 |
Freiheit ist eine der kostbarsten Errungenschaften, die wir als Menschen in unserer westlichen Welt genießen können. Und wer von uns möchte nicht selbst Entscheidungen treffen, im Leben auf den eigenen Beinen stehen, selbstbewusst und eigenverantwortlich Leben dürfen. Und doch kann unsere Freiheit sich nur in dem Maße entfalten, wie wir alle auch bereit sind, die allgemein geltenden Regeln ernst zu nehmen, die ein Leben mit den anderen ermöglichen und sie im eigenen Leben zu achten.
In der Lesung aus dem Buch Jesus Sirach, das ca. 180 Jahre vor der Geburt Jesu Christi verfasst wurde, wird uns der Schlüssel für die Freiheit beschrieben, den Gott uns Menschen von Anfang an durch seine Gebote und Vorschriften in die Hand gibt. Ihm steht die Willkür, der Eigennutz und das Leben auf Kosten der anderen gegenüber. Gebote klingen für viele heute wie Verbote: „Du musst …, du darfst nicht …, du hast dieses oder jenes zu tun …“ Aus der Sichtweise der unerlösten Menschen, der sich von Gott emanzipieren will, ist das sicherlich der Fall. Aber aus der Sichtweise des gläubigen Menschen, der Gott und seinem Glauben an Gott treu sein will, ist es ein Bekenntnis zur Gottes- und Nächstenliebe.
Im Straßenverkehr ist jedem klar, dass ich einen anderen Menschen gefährde, wenn ich ihn etwa in einer unüberschaubaren Kurve überholen will. Oder wenn ich eine rote Ampel überfahre und damit in Kauf nehme, dass ein anderes Auto mit meinem kollidiert.
In der aktuellen Debatte über die Katholiken, welche kirchlich verheiratet sind, deren Ehe scheiterte und die nun mit einem neuen Lebenspartner leben, sprechen wir seit Jahren immer wieder von der Zulassung zur Kommunion. Wovon wir aber nicht sprechen, sind Kinder aus Scheidungsehen, sind Ehepartner, die über Jahre betrogen wurden, die nun allein leben oder verlassen wurden. Dass viele Ehen heute scheitern und das viele dieser Menschen Gott sei Dank auch dann noch in der Kirche und im Glauben halt suchen und auch finden sollen, ist doch überhaupt keine Frage. Aber solch ein brisantes Thema allein auf den Empfang der Kommunion zu reduzieren, so als wäre dann alles wieder gut, geht wohl ziemlich am Auftrag von Kirche vorbei.
In so manchen Seelsorgegesprächen und in vielen Beichten suchen Männer wie Frauen, gerade aus gescheiterten Ehen, zuallererst Vergebung, Heilung und vor allem Trost und Beistand. Und sicher wäre es der viel bessere Weg für uns, aus diesen Erfahrungen heraus, wieder vermehrt damit zu beginnen, das Pferd von vorne aufzuziehen, als von hinten. Sonst dürfen wir uns nicht wundern, dass immer weniger junge Paare heute noch kirchlich heiraten wollen. Wenn sie mit Kirche mehr gescheiterte Ehen verbinden als gelungene, dann wird von ihnen das Sakrament der Ehe als ein Hindernis empfunden und nicht als ein Segen.
Papst Franziskus hat am Valentinstag in Rom 15.000 jungen Paaren Tipps von erfahrenen Eheleuten mit auf den Weg gegeben. Auf die Frage, ob es heute noch möglich ist, sich für immer zu lieben, hat er geantwortet: Wenn Liebe beim Gefühl stehen bleibt oder allein dem Körper gilt, dann kann nichts Solides entstehen. Wer Liebe jedoch als Beziehung lebt, die wie ein Haus beständig wachsen darf und auf Gottes Hilfe vertraut, der kann es „für immer“ schaffen. Als Rat gab der Papst den Paaren mit auf den Weg: Wenn ihr für eure Ehe betet, dann betet statt „unser tägliches Brot gib uns heute“, „unsere tägliche Liebe gib uns heute.“ Und denkt daran, dass drei Worte in einer Ehe nicht fehlen dürfen: „Bitte, Danke und Entschuldigung.“
Gottes Gebote sollen uns nämlich daran hindern unsere Freiheit gegenüber anderen zu Missbrauchen und sie sollen uns helfen Grenzen anzuerkennen. Grenzen, die menschliches Leben fördern und nicht zerstören. (pm)
Letzte Änderung: 15.02.2014 um 14:27
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