Lesejahr A 2013/14
"Von meinen Talenten und Gaben" (33. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 12.11.2014 |
Man kann Jesus hier ziemlich missverstehen, wenn man annimmt, er lobe Menschen dann, wenn sie aus wenig Geld viel machen und tadle sie, wenn sie ihr Geld in der Erde vergraben oder unter das Kopfkissen legen. Aus der Sichtweise, die heute unsere Gesellschaft bestimmt, wären dann all jene vor Gott die großen Gewinner, die aus ihrem Geld ein Vermögen gemacht haben, die reich wurden, egal wie. Eben auch die Banken und Spekulanten, die Abzocker und all jene, denen wir die Börsenkrise verdanken.
Nein, die himmlische Perspektive ist eine andere, sie meint nicht mein Vermögen, denn wird wieder vergehen. Sondern sie meint meine Liebeswerke, die dem Nächsten gelten, dem Bedürftigen, dem Armen, dem Schwachen, dem der diese Hilfe braucht, weil sie vor Gott bestand haben werden. So sind auch die Talente zu verstehen, die der Gutsbesitzer verteilt, damit seine Diener sie aus Liebe zu ihm und den Bedürftigen einsetzen.
Wie ein Pater Pio, der 1956 das Krankenhaus „Casa Sollievo della Sofferenza“ zu Deutsch „Haus der Befreiung von Leiden“ in San Giovanni Rotondo, in Italien eröffnete, das bis heute zu den größten und modernsten Kliniken Süditaliens zählt. Wo jeder Patient behandelt wird, ob er zahlen kann oder nicht! Oder Peter Friedhofen, dem wir die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen der Barmherzigen Brüder verdanken. Ein Paul Josef Nardini, welcher den Orden der Mallersdorfer Schwestern gründete. Eine Mutter Theresa, deren Ordenshäuser mit den Missionarinnen der Nächstenliebe in allen Kontinenten zu finden sind. Sie gehören zu den im Evangelium genannten Tüchtigen und Treuen, welche die anvertrauten Talente für andere einsetzten und sie so vermehrten.
Doch warum diese harsche Kritik an dem letzten Diener, der das Geld in der Erde versteckte? Heute würde er dafür noch nicht einmal Zinsen von der Bank erhalten, was hat er denn falsch gemacht?
Aus himmlischer Perspektive war er nicht bereit, das ihm anvertraute Talent einzusetzen. Er hatte als sein Herr zurück kam keine Liebeswerke vorzuweisen, weil er das Talent vergrub und für sich allen genügsam lebte! Aber ohne Liebe konnte er im Himmelreich nicht existieren!
Das Gleichnis Jesu zeigt uns, wir ernst es Gott meint, wenn er sagt: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan.“ Er gab uns Augen um hinzusehen, Ohren um zuzuhören, einen Mund zum Reden, Trösten und Ermutigen und Hände zum Anpacken. Damit wir uns aufmachen, um unsere Talente einzusetzen, dort wo wir helfen können und sie nicht vergraben und uns einzig mit uns selber beschäftigen. Dort wo Christen ihre Talente fruchtbar werden lassen, werden diese zum Heil und zum Segen Anderer und das wissen gerade jene, die so handeln, denn sie empfangen auch Segen für sich.
Ich glaube, dass genau hier die Ursache für die Krise in unserer Kirche lieg: Der fehlende Einsatz der Talente im Dienst an Gott und den Bedürftigen. Mein Vermögen, meine Karriere, mein Status stehen hoch im Kurs, die konkrete Nachfolge Jesu nicht mehr. Und doch führt uns dieses Leben mit ihm in eine viel größere innere Freiheit, weil wir unbelasteter und unabhängiger sein können, und trotzdem alles nutzen und genießen können, was uns die Welt zum Leben schenkt.
Gerade in diesen Tagen war wieder einmal die Debatte über Sankt Martin und die damit vermittelten Werte und Vorstellungen. Viel wichtiger ist aber ihr Vorbild, ob es Martin, Nikolaus oder Maria heißt. Kinder oder Enkelkinder lernen von Vorbildern, wachsen in dem Maße in ihrer Persönlichkeit und im Glauben, wie ihnen vorgelebt wird, dass die Nächstenliebe Freunde schafft und Segen von Gott mit sich bringt. Dass ihre Talente fruchtbar werden, wenn sie diese einsetzen und nicht im Boden vergraben und abwarten. Mit einer Zuckerbrezel in der Hand und einem Laternenlicht vor mir, vermittele ich noch keine Werte. Aber mit dem geteilten Mantel, weil er mir Hilft an die Bedürftigen zu denken, mich aufzumachen und ihnen in ihrer Not zu helfen. Weil er mir zeigt, dass es auch heute noch viel zu viele Menschen gibt, die auf Hilfe warten und zu wenige die sich aufmachen um ihnen zu helfen. Und weil es mir hilft, nicht immer auf die vermeintlichen Anderen zu verweist, sondern ich gefragt bin, mit meinen Talenten und mit meiner Bereitschaft die Nächstenliebe auch zu üben. (pm)
Letzte Änderung: 14.11.2014 um 08:25
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