Lesejahr C 2009/10

Was bewirkt der Glaube? (27. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

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Wenn man das heute Evangelium so hört, könnte man als praktizierender Christ mitunter schnell beleidigt sein. „Mein Glaube soll nicht größer sein als ein Senfkorn?“ In Israel ist ein Senfkorn noch viel winziger als die Körner, die wir hier verwenden, um Senf herzustellen. Ein solches Senfkorn kann man mit dem bloßen Auge nur schwer erkennen, so klein ist es. Und nun wird uns gesagt, dass unser Glaube genauso so winzig klein sei? Oder können sie einen Feigenbaum allein durch ihrem Glauben an Gott aus dem Boden an einen anderen Ort versetzen? Also ich kann es jedenfalls nicht und ich kenne auch keinen, der es kann.

 

Doch die Lösung des Rätsels ist im Grunde genommen ziemlich einfach. Als Christen sind nicht wir es, die unseren Glauben machen können, etwa durch eine bestimmte Gebetshaltung oder eine Meditationspraxis. Es gibt keine Anleitung, wie wir uns selber den Glauben herstellen oder vermehren könnten, wir können ihn auch nicht konsumieren, er ist und bleibt ein unverdientes Geschenk Gottes an jeden einzelnen von uns. Aber wir können ihn annehmen, ihn praktizieren, ihn ernst nehmen, im Glauben in der Beziehung zu Gott wachsen und durch den Glauben Gottes Größe und Wirken an uns und dieser Welt immer mehr verstehen und begreifen lernen.

 

Ein gutes Beispiel dafür ist ein junges Mädchen das in einer einfachen und auch gläubigen Familie lebte. Sie war sehr talentiert, gut aussehend und sportlich, hat viele Freunde, die sie damals für ganz normal und doch gleichzeitig für außergewöhnlich hielten. Sie schloss sich einer katholischen Jugendbewegung in der Kirche an und entdeckte so neben ihren Hobbys, Wünschen und Zukunftszielen, Gott als die Liebe und das Ideal ihres Lebens. Doch 1990 erkrankt sie mit 17 Jahren schwer, während eines Tennismatches spürt sie einen stechenden Schmerz im Rücken und die Ärzte stellten bei der Biopsie Knochenkrebs fest. Mit der Zeit muss sie sich immer häufiger Krankenhausaufenthalten und Behandlungen unterziehen und bekommt größere Schmerzen. Im Glauben sagte sie zu ihrem momentanen Zustand: „Wenn du es willst, dann will auch ich es.“  Sie meinte damit Jesus, mit dem sie mittlerweile eine tiefe Freundschaft verbindet. Ihren Besuchern vermittelt sie noch am Krankenbett Gelassenheit, Friede und Freude, doch nach einem Jahr verliert sie den Kampf gegen den Krebs und stirbt mit 18 Jahren. Kurz vor ihrem Tod verabschiedet sie sich von ihrer Mutter mit den Worten: „Sei glücklich, ich bin es!“ Schon kurz nach ihrem Tod steht ihre außergewöhnliches Leben und ihr christliches Vorbild im Ruf der Heiligkeit und gerade junge Menschen beginnen Gebete an sie zu richten. Es kommt zu Gebetserhörungen, so dass der Bischof ihren Seligsprechungsprozess einleitet und sie letzte Woche, also am 25. September 2010, selig spricht. An ihrer Seligsprechungsfeier nehmen allein 25.000, überwiegend junge Menschen aus 70 Ländern der Welt, teil.

 

Heute kann sie ihr Leben nicht mehr hier bei uns leben, aber sie ist eine Selige im Himmel und gibt uns die Hoffnung, dass kein Leben umsonst war. Vielleicht verstehen wir jetzt besser, was Jesus uns mit dem Vergleich mit dem Senfkorn sagen will. Erst wenn wir im Glauben an ihn in eine echte Beziehung mit Gott treten, kann er meinen Glauben grenzenlos wachsen lassen und so nicht nur mir, sondern auch viele anderen Menschen helfen, ihn besser kennen und lieben zu lernen. (pm)

Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:11


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