Lesejahr B 2011/12
Was bist du bereit zu säen? (11. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 13.06.2012 |
Heutzutage sind Macher gefragt, Leute die wissen, was die Stunde geschlagen hat und an die Arbeit gehen. Macher, die sagen: Aufgabe erkannt, das ist die Marschroute und in einem oder zwei Jahren sind wir am Ziel.
Auch in unserer Kirche hat man manchmal den Eindruck, als könnten wir alles machen. Gehen uns die Berufungen an Priestern aus, dann bitten wir nicht Gott um Hilfe, sondern machen uns Strukturen, die sie ersetzen. Kommen die Leute am Sonntag nicht mehr in die Kirche, dann überlegen wir uns etwas anderes zu machen, anstatt ihnen zu sagen, wie wichtig die Feier der Eucharistie ist. So etwas nennt man dann Paradigmenwechsel. Ob der uns das erhoffte Ergebnis bringt, das zweifelt das heute Evangelium an.
Manchmal hilft es eben auch ein wenig zurückzutreten und die Dinge aus der Entfernung zu betrachten. Wenn wir nämlich vom Reich Gottes sprechen, dann ist zuallererst das Wirken Gottes in dieser Welt gemeint. Damit ist nicht gemeint, dass ich jetzt meine Hände in den Schoß lege und den lieben Gott einen guten Mann sein lasse. Im Gegenteil, die Saat muss ausgesät werden, damit sie wachsen kann. Das Wort Gottes, welches die Saat ist, soll von uns gelebt werden, anderen gesagt werden und so auf möglichst viel Ackerboden bei Menschen fallen. Aber wachsen lässt die Frucht der Herr, das ist eben nicht unsere Aufgabe. Auch wir dürfen am Wachsen dieser Saat, am Aufbau dieses Reiches Gottes mitwirken, uns beteiligen, uns einsetzen, wenn auch nicht mit dem Ziel das Ergebnis gleich morgen sehen zu wollen.
Und ich glaube, das genau hier ein großes Frustrationspotential liegt: Äußerlich gesehen scheint sich nichts zu verändern, wir meinen, es bleibe alles beim Alten. Doch was im Herzen eines jeden Menschen geschieht im Laufe seines Leben, wenn er einmal vom Wort Gottes angesprochen wurde, dann wissen wir ehrlich gesagt nicht. Unsere Aufgabe ist es zu pflanzen und die Keime, die schon gepflanzt sind, auch wieder zu begießen. Aber ob aus diesem unscheinbaren Senfkorn einmal ein großer Baum wachsen wird, das liegt nicht in unseren Händen.
Ich denke an viele Eltern oder Großeltern, die sagen: „Ich habe meine Kinder doch im Glauben erzogen, ich bete für sie, aber ich sehe nicht die erhofften Früchte.“ So gesehen ist das für sie eine Entlastung, wenn sie sich sagen können, ich tue was ich kann, alles andere lege ich in die Hände Gottes. Es ist auch für uns eine Gelegenheit die Gnade Gottes für unser Leben wieder ernster zu nehmen und sie auch im Gebet zu erbitten, denn wir sind Mitarbeiter in seinem Reich, Herr und Meister aber ist er.
Vielleicht hat Jesus in den vielen heißen Sommertagen die es in Israel gibt, gerade dieses Beispiel genommen, um seine Jünger vor der Entmutigung zu bewahren. Und wem tut es nicht auch einmal gut, sich im Schatten eines großen Baumes ausruhen zu können. Zu wissen, ich tue meines und der Herr wird entscheiden, ob die Frucht wächst und wann und wie sie wächst. Trotz aller Dürre und Verkümmerungen, die wir im geistlichen Leben auch bei Mitchristen sehen, sollen wir sie so behandeln, dass das Wort Gottes auch bei ihnen Aufnahme finden kann. Vielleicht wird es Jahre dauern, bis die Saat aufgehen wird, wir wissen es nicht.
Nur eines wäre fatal: Wenn wir nicht mehr säen, nicht mehr mit Mitmenschen über unseren Glauben und Gott sprechen: Denn dann wäre wirklich keine Saat mehr da, die einmal aufgehen könnte. (pm)
Letzte Änderung: 14.06.2012 um 07:55
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