Lesejahr B 2011/12
"Was die arme Witwe und Martin von Tours verbindet" (32. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 09.11.2012 |
Das Evangelium, das uns eine großzügige und vor allem tief gläubige Frau vorstellt, lässt eine schöne Verbindung zu, zu dem heutigen Tagesheiligen.
Der heilige Martin oder St. Martin, eigentlich Martin von Tours, ist in unseren Gemeinden noch so bekannt, wie kaum ein anderer Heiliger. Mit Fackeln oder Laternen, Lampen und Kerzen ziehen Kinder, Eltern, und Großeltern durch unsere dunklen Straßen und allen voran ein Reiter mit Pferd, der den Heiligen Martin darstellen soll. Das Martinsspiel, das Martinsfeuer, die Martinsbrezel, die Martinsgans, all das hat sich tief in unser Brauchtum eingefügt, wird gerne besucht und gesehen.
Wenn wir als Christen vom Licht sprechen das uns leuchtet, das uns Wärme und Helligkeit spendet, dann ist mit diesem Licht zunächst immer Christus, der auferstandene Herr gemeint selbst gemeint. Ihm zu Ehren brennen eigentlich die Lichter an St. Martin, weil er das Licht des Glauben in unsere Welt gebracht hat, das Licht der Hoffnung auf ein ewigen Leben und das Licht der Liebe, das den heiligen Martin nicht nur berührte, sondern entzündete.
Die wohl bekannteste Erzählung aus seinem Leben spricht über den Mantel den er geteilt hat. Was viele nicht wissen, dass er zu diesem Zeitpunkt noch kein Christ war, sich aber intensiv mit Jesus Christus, der auch den Einsatz für die Armen und Benachteiligten forderte, beschäftigte. Er dürfte sich den Vielen angeschlossen haben, die sich oft heimlich trafen, um nicht erwischt zu werden, wenn sie über ihren Glauben sprachen, das Wort Gottes hörten und Eucharistie feierten. Der Mantel den er teilt, wird ihm als Soldat gehörigen Ärger einbringen, das muss er gewusst haben in seiner Abwägung, dem frierenden Bettler zu helfen oder den Mantel ganz zu lassen. Denn der Mantel ist gar nicht sein Eigentum, er gehört dem Kaiser, ist eine Leihgabe an ihn, als Soldaten im Dienste des Kaisers.
Doch wie die Witwe im Evangelium, weiß er um das Versprechen Jesu: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan.“ Nachts im Traum erscheint ihm Jesus und stellt sich ihm als der Bettler vor, mit dem er den Mantel teilte. Der Bettler, der wie Christus, arm und machtlos geworden ist, abhängig von der irdischen Barmherzigkeit und Liebesgeste der Menschen. Auch er hat bei Gott eine Würde, trotz seiner Enteignung und seines entwürdigenden Lebens.
Und so wird Martin zum barmherzigen Samariter, noch vor seiner Taufe, die ihn einige Zeit später zu einem neuen, anderen Leben ruft. Er verlässt das Militär und wird Ordensmann, zieht sich zunächst einmal in die Einsamkeit als Eremit zurück, um möglichst viel Zeit für seinen Gott zu haben, den er immer besser kennen lernen will. Doch sein Ruf und seine weisen und klugen Ratschläge lassen seine einsame Hütte zu einem Ort der Begegnung werden, wo viele hinkommen um den Mann Gottes in ihren Sorgen und Nöten um Rat und Hilfe zu bitten. So kommt es, dann man Marin von Tours schon zu Lebzeiten als einen Heiligen verehrt, einen der für das Licht Gottes durchsichtig geworden ist, der Gottes Licht der Liebe an Menschen weiterschenkt. Sein Beispiel soll uns heute daran erinnern, dass auch wir dazu berufen sind, Licht zu sein und als Kinder des Lichtes zu leben.
Denn wer Christus begegnen will, darf sich nicht selbst zum Maß aller Dinge machen, sondern muss wie Martin vom hohen Ross seiner Selbstsicherheit heruntersteigen und das Dienen lernen. Er muss sich erschüttern lassen von Christus, der unerkannt mitten unter uns lebt, und der gegenwärtig ist in seinem Wort, in seinen Sakramenten und in jedem Menschen.
„Heiliger Martin, Freund und Vorbild, festliches Licht auf dunklen Straßen, nimm uns hinein in deine Bekehrung. Hilf uns, von unseren Kleidern Teile abzuschneiden für andere, die sie brauchen und mach uns froh in der Gewissheit, dass Christus den Rest dazugibt, weil es im Himmel nur ganze Mäntel gibt.“ (pm)
Letzte Änderung: 10.11.2012 um 22:33
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