Lesejahr B 2011/12
Was wir von Kindern lernen können (25. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 26.09.2012 |
Warum stellt Jesus im heutigen Evangelium ein Kind in die Mitte?
Weil das Reich Gottes mit einem Kind, mit der Menschwerdung Jesu von Nazareth, als dem Kind in der Krippe angebrochen ist. Gott selbst hat alle Lebenssituationen von uns Menschen durchlebt, angefangen als Kind. Klein und verletzbar ist er geworden, um allen alles zu werden und nicht um über die Menschen mächtig zu regieren.
Doch genau diesen Fehler machen sogar seine Jünger, weil sie sehen, daß er immer mehr an Beliebtheit unter dem jüdischen Volk gewinnt. „Wäre er nicht ein guter Herrscher, ein würdiger König für Israel und wir würde dann mit ihm regieren. Doch wer hätte dann welche Aufgabe, wer wäre der Größte unter uns?“ Eine Gefahr die bis heute auch in der Kirche besteht, seine von Gott gegebene Berufung zu eigenen Zwecken zu missbrauchen. Darum reagiert Jesus sehr energisch auf die geheimen Wünsche derer, die bald schon seine Kirche hier auf der Erde weiterführen sollen, auf seine Jünger. Er stellt ein Kind in ihre Mitte, ja er nimmt es sogar in seine Arme, weil die Haltung eines Kindes auch uns im Leben helfen kann, den rechten Maßstab zu finden.
Mit Kindern lässt sich keine Macht ausüben, das merken wir schon im Wahlkampf, in dem die Kinder und ihre Interessen eher am Rande genannt werden. Oder fällt ihnen aus aktuellem Anlass ein Plakat ein, auf dem ein Politiker oder eine Politikerin ein Kind auf dem Arm trägt. In der langen Diskussion um das staatlich geförderte Schulobst für ein paar Millionen Euro Steuergelder, waren die Kinder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. In der Wirtschaftskrise waren es Banken, bei denen es auf ein paar Millionen auch nicht mehr angekommen wäre. Vielleicht hätte man die Spitzenmanager fragen sollen, ob sie aus ihren Abfindungen das Obst für die Kinder sponsoren wollen. Hier merken wir ein großes Ungleichgewicht je nach Interessenlage.
Unser christlicher Glaube sagt uns, dass wir keinen Unterschied machen sollen im Umgang mit Menschen, damit sich jeder angenommen und nicht erniedrigt zu fühlen braucht. Alle so zu behandeln, als seien sie die ersten, ist heute keine leichte Aufgabe mehr, aber ein Zeichen echter christlicher Nächstenliebe. Dieses Verständnis muss sich auch wieder stärker in unseren Gemeinden ausprägen. Jede Aufgabe in unserer Kirche soll als ein Dienst am anderen gesehen werden, zur Ehre Gottes, sonst wird unser ganzes caritatives Tun zu einem rein sozialen Gehabe. Wodurch unterscheidet sich dann noch die Kirche von einem gewöhnlichen Verein und vor allem auf wen soll sie dann noch anziehend wirken? Vielleicht liegt gerade hier der Grund, warum in den letzten Jahrzehnten so viele Menschen auf der Suche nach anderen religiösen Angeboten sind. Weil wir das von Christus eigens erhaltene Charisma, nämlich die gelebte Nächstenliebe vernachlässigen und uns viel zu sehr in Meinungsschaukämpfen unnötig aufreiben, die Kirche muss, soll, hat zu tun.
Auch die Leitung und Führung in der Kirche ist ein Dienst, wenn auch ein nicht immer leichter. Würden wir diese Regel mehr beherzigen, wäre jeder von uns einer der dient, aber auch bedient wird. Mit Kindern lässt sich das Reich Gottes aufbauen, denn Kinder haben noch wache Ohren und ein formbares Herz. Und vor allem lassen uns Kinder ein wenig von der Liebe Gottes für uns Menschen sichtbar spüren, weil sie ihm in ihrer Herzenshaltung ganz nah sind. (pm)
Letzte Änderung: 27.09.2012 um 19:52
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