Lesejahr C 2009/10
Weltgebetstag für geistliche Berufe (4. Ostersonntag - Lesejahr C) |
Am Guten Hirten Sonntag ist auch der „Weltgebetstag für geistliche Berufe“. Ein geistlicher Beruf, was ist das überhaupt, ist das genau so ein Job wie alle anderen, nur halt in der Kirche? Wenn ja, dann bräuchten wir doch nur genügend Werbung zu machen, mit einem ordentlichen Gehalt und fester Arbeitsplatzgarantie und der Priestermangel müsste bald schon behoben sein. Die vielen Versuche, solch eine Berufung als Beruf schmackhaft zu machen, schlagen wie wir sehen können fehl. Auch unsere Mitchristen in der evangelischen Kirche haben große Nachwuchssorgen, haben noch weniger Nachwuchs als wir, obwohl es für sie keinen Zölibat gibt und auch Frauen ordiniert werden. Interessant finde ich es allerdings, dass nach dem Weltjugendtag, an dem junge Menschen ihren Glauben gemeinsam und authentisch lebten, die Anzahl der Berufungen im folgenden Jahr sichtlich in den Seminarien anstieg. Ich glaube nämlich, dass die eigentliche Ursache, im säkularisierten Glaubensverständnis vieler unserer Mitbürger und auch Mitchristen liegt. Wenn die Kirche ein besonderes Fest zu bieten hat, dann sind sie äußerlich dabei, der Glaube aber, der von innen kommt, wird von ihnen nicht mehr praktiziert.
Jesus geht im Evangelium einen anderen Weg, er macht keine Werbung für seine Priester, sondern er betet für sie. Und seinen Jüngern sagt er: „Bittet (auch ihr) den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in den Weinberg sendet.“ Bitte ihn, betet zu ihm um Berufungen, denn Gott ruft Menschen in seine Nachfolge. Das heißt ganz konkret: Christus erwählt auch heute noch seine Priester, das haben viele vergessen. Aber wo er kein gläubiges Herz mehr vorfindet, keine gläubige Atmosphäre in der Familie mehr besteht, da fällt sein Ruf auch nicht auf fruchtbaren Boden. Das wir sein Wort überhört oder gar nicht mehr wahrgenommen. Denn Priester kommen aus unseren Gemeinden, aus unseren Familien oder sie kommen nicht mehr. Junge Menschen, die vielleicht als eifrige Messdiener aktiv waren oder von einem Kaplan oder Pfarrer fasziniert und diese Berufung im Herzen haben wachsen lassen. Für sie ist das kirchliche Umfeld, in dem sie aufwachsen sehr wichtig, die Atmosphäre, wie hier über Priester gesprochen wird und vor allem, ob bei uns dieser Berufung noch positives gesehen gibt. Es ist heute nicht mehr leicht, dass sich ein junger Mensch ganz für Christus entscheidet, wenn er zu hören bekommt: "Du wirst doch nicht so dumm sein und auf so vieles verzichten." Als Jesus zu den Aposteln sagte: "Folgt mir nach!", da ließen sie alles hinter sich, um frei zu sein für ihre Berufung.
Auch wir sind eingeladen, für junge Menschen zu beten, die sich auf einen solchen Weg machen möchten, sie darin zu bestärken. Das Vorbild für den geistlichen Beruf des Priesters ist Christus, der gute Hirte, er setzt sein Leben ein für die Schafe, für seine Herde. Ein Bild, dass uns zeigen soll, dass Christus für uns sorgen will, weil er jeden von uns beim Namen kennt und weil uns liebt. Eigentlich sollte dass das Ideal eines jeden Priester sein und nicht die Reduzierung seines Tuns und Könnens auf einen Sozialarbeiter in der Kirche. Oder ein Entertainer, ein Fachmann für Unterhaltung, ob sie nun den Kinder, den Jugendlichen, den Erwachsenen oder den alten Menschen gilt. Was soll ihn denn da dauerhaft glücklich machen? Beten wir heute am Gebetstag für geistliche Berufe, dass viele den Ruf zum Priestertum wieder hören und ihm auch folgen. Das sie überzeugte Priester werden, die anderen die frohe Botschaft von der Erlösung Jesu Christi bringen. Priester sind lebendige Hinweisschilder auf die Existenz unseres Gottes, der sie gerufen hat und ihnen einen Auftrag gab: „Kümmert euch um die euch anvertrauten Menschen, damit sie mich nicht vergessen, sondern erkenne und erfahren, dass ich der gute Hirte bin, der sie behüten möchte, damit keiner verloren geht.“ (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:01
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