Lesejahr C 2009/10
Weltmissionssonntag (30. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
Es klingt vielleicht überraschend, aber immer noch liegt Mutter Theresa bei Umfragen, auch in Deutschland, ganz vorne. In einer solchen Umfrage, gaben 25 Prozent der Kinder und Jugendliche im Alter von 14 bis 29 Jahren an, dass sie diese Ordensfrau als ein Vor- und Leitbild ansehen, noch vor vielen Promis und Superstars. Doch wer ist diese Frau?
Agnes Gonxha Bojaxhiu wird 1910 als Tochter albanischer Eltern in Mazedonien geboren. Mit 18 Jahren verlässt sie ihre Heimat und schließt sich in Dublin der irischen Ordensgemeinschaft der Loreto-Schwestern an. 15 Jahre lang unterreichtet sie Geografie und Geschichte als Missionarin in Indien, hat Begegnungen mit Bettlern, mit ausgemergelten und kranken Menschen und unerwünschten Kinder die ausgesetzt oder schlicht auf dem Müll entsorgt werden. Das löst in ihrem Herzen eine große Unruhe aus. In diesen Begegnungen verspürt Schwester Teresa ihre Berufung, sich um die Ärmsten der Armen zu kümmern. Sie bittet um die Erlaubnis, den Loreto-Orden verlassen zu dürfen und beginnt sich 1948 in Kalkutta um die Armen zu kümmern. Ein Jahr später schließen sich ihr die ersten Helferinnen an und sie gründet die Gemeinschaft der „Missionarinnen der Nächstenliebe“. Sie pflegen Kranke, begleiten Sterbende, kümmern sich um die Ausgeschlossenen und an den Rand Gedrängten. Überall in der Welt schließen sich Frauen ihrem Orden an und gründen neue Niederlassungen. Im Jahr 1979 bekommt sie für ihr Engagement den Friedensnobelpreis verliehen und wird auf einen Schlag berühmt. 1997 stirbt sie im Alter von 87 Jahren und wird sechs Jahres später selig gesprochen, das hat es in der Kirchengeschichte noch nicht gegeben.
Was ist es, das diese kleine und gebeugte Frau im blau gestreiften indischen Sari für viele Menschen so faszinierend machte? Es ist diese einfache und direkte Aufforderung, in jedem anderen Menschen Christus selbst zu sehen und ihn ohne Vorbehalte zu lieben. Das ist eine Aufgabe, die Menschen überfordert, an der viele in unserer heutigen Gesellschaft zu zerbrechen drohen. Und deswegen ist die andere Wirklichkeit so wichtig, für die kaum jemand so authentisch steht wie Mutter Teresa: Wahre Nächstenliebe bedarf nämlich der Verankerung in der Liebe zu Gott. Für Mutter Teresa war das tägliche Gebet so wichtig wie das tägliche Essen und Trinken. Erst die Verwurzelung im Glauben gab ihr die Kraft, diese Nächstenliebe jeden Tag aufs Neue zu leben. In einer länderübergreifenden Sprache sagte Mutter Teresa: „Die Menschen von heute hungern nach Liebe, nach verstehender Liebe, die die einzige Antwort auf Einsamkeit und bittere Armut ist. Deshalb können wir in Länder … gehen, wo es so gut wie keinen Hunger nach Brot gibt. Aber dort leiden die Menschen unter schrecklicher Einsamkeit, schrecklicher Verzweiflung, tiefem Hass, fühlen sich unerwünscht, hilflos, hoffnungslos. Sie haben das Lachen verlernt, sie haben die Schönheit menschlicher Berührung vergessen, sie wissen nicht mehr, was menschliche Liebe ist. Jeder Mensch ist für mich Christus, und da es nur einen Christus gibt, ist dieser Mensch in diesem Augenblick der einzige auf der Welt.“
Im Nächsten Christus zu erkennen und ihn zu lieben, ist meines Erachtens untrennbar mit der Frage verbunden: „Was steht bei meinem täglichen Handeln im Mittelpunkt? Ist es Gott oder ist es mein eigenes Ich?“ (pm)
Letzte Änderung: 02.01.2014 um 18:15
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