Lesejahr A 2013/14

"Wenn es blutig zugeht!" (2. Weihnachtstag - Hl. Stephanus - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 31.12.2013
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Wenn es blutig zugeht oder brutal, dann sitzen wir zumeist vor dem Fernsehen oder im Kino und die Kinder und Jugendlichen vor der Playstation oder dem Computerspiel. Menschliche Gewalt ist uns nicht fremd, wir lesen viel darüber, wir sehen sie medial, haben vielleicht auch Angst vor ihr, auch wenn es in Europa zur Zeit eher friedlich zugeht. Und doch ist unsere Welt mit menschlicher Gewalt übersäht, Christen werden weltweit immer stärker bedrängt, darüber haben die Medien gerade vor Weihnachten berichtet. Syrien ist ein solches Beispiel, ein Land, in dem Christen öffentlich verfolgt werden, allein in diesem Jahr sind dem zuständigen Bischof in Damaskus 215 Fälle gemeldet worden, in denen man Menschen getötet hat, weil sie von ihren Mördern nach ihrem Glauben gefragt, sich als Christen bekannten. Sie alle sind christliche Märtyrer, Menschen die um ihres Glaubens willen getötet wurden. Als Vorwand hatte man Geld von Ihnen verlangt, wer nicht bezahlen konnte, wurde erschossen. Ein junger Mann ist diesem Massaker entkommen und geflüchtet, er lebt seit einem Jahr im Saarland, nämlich in Eppelborn, ohne seine Frau und seine Kinder, die er zurücklassen musste. Gerade auch in dem Land, aus dem unsere Sommervertretung kommt, nämlich aus Nigera, werden Priester ermordet, Frauen vergewaltigt und Kirchen zerstört. Einige gehen aus Angst nicht in die Kirche und hören sich die Predigt am Radio an, andere gehen getrennt zur Kirche, damit ihre Kinder bei einem Anschlag nicht Vollwaisen werden. Und doch ist der Glaube, sehr stark, es gibt viele Priesterberufungen, mehr als das Priesterseminar aufnehmen kann. Ähnlich geht es Christen in Nordkorea, Saudi Arabien, Afghanistan, Somalia, Ägypten, dem Irak, Pakistan, China, und auch in der Türkei, um nur einmal die größten Krisenherde zu nennen. Die Menschenrechtsorganisation „Open Doors“ spricht von 100 Millionen verfolgten Christen weltweit. Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, sagte dazu: „Noch nie zuvor wurden so viele Christen bedrängt oder verfolgt wie in unseren Tagen“. Mittlerweile wird die Politik auch in Deutschland aufmerksam und das neue Kabinett will sich in der begonnen Legislaturperiode mit diesem Thema intensiver auseinandersetzen. Am Ausgang der Kirche finden Sie an der Pinnwand ein Plakat, auf dem die Menschenrechtsorganisation „Open Doors“ diese weltweite Lage beschreibt. Das Evangelium spricht heute, am zweiten Weihnachtstag, auch von menschlicher Gewalt, entreißt uns so der friedlichen Stimmung von Weihnachten. Am Weltgebetstag für alle verfolgten und bedrängten Christen, wollen wir für diese Frauen, Männer und Kinder beten, die das christliche Martyrium erlitten haben oder erleiden müssen. Sie alle teilen unseren Glauben und wurden oder werden wie der heilige Diakon Stephanus, zu Zeugen für das Festhalten am lebendigen Gott. In unseren Breiten wird kaum oder selten körperliche Gewalt gegen Christen ausgeübt, doch wir erfahren eine andere Form der Gewalt, die sprachliche und oft auch geistig niederdrückende Gewalt. Die Katholische Kirche als Übel unserer Zeit, als Prellbock für die Postmoderne, als notwendiges Übel. Gerade junge Menschen, die ihren Glauben leben, erzählen mir von ihren Erfahrungen am Arbeitsplatz, bei Freunden oder sogar in der eigenen Familie oder Verwandtschaft. Christsein heute zu leben, erfordert Mut und vor allem einen tiefen Glauben. An Weihnachten hat Gott Himmel und Erde miteinander neu verbunden und uns an Ostern den Himmel neu geöffnet. Mit Stephanus hören wir von einem Zeugen, der diesen geöffneten Himmel auch tatsächlich offen gesehen hat. Zwar in höchster Todesnot und ganz tief am Boden niedergerungen, aber nicht verzweifelt, sondern voller Hoffnung, stirbt er im Glauben, dass ihn von der Liebe zu Gott nichts mehr trennen kann. „Ich werde nicht in das Ungewisse hinein sterben, sondern ich werde erwartet. Am Ende meines Weges steht der, der mich schon immer erwartet hat, der gekommen war, um mir zu sagen, dass er mich dann in sein Leben hineinholen möchte. Der mir als Licht aufscheint, das alle Dunkelheiten und Zweifel meines Lebens erstickt.“ Am Stall von Bethlehem standen keine Massen an. In Golgota, bei der Verurteilung Jesu, war das schon anders. Mit der Menschwerdung Gottes beginnt das Glück aller Menschen aber auch die Verantwortung, zu glauben und aus dem Glauben an Jesus Christus, zu leben. Halten wir an unserem Gott fest und werden wir so zu Zeugen seiner frohen und befreienden Botschaft: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ (pm)


Letzte Änderung: 01.01.2014 um 12:14

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