Lesejahr A 2013/14
"Wo begegne ich Gott?" (9. November 2014 - Weihe der Lateranbasilika) |
Geschrieben von (pm) am 07.11.2014 |
Wenn ein Festtag am Sonntag in besonderer Weise gefeiert wird, dann muss dieser Festtag auch für unsere Kirche eine besondere Bedeutung haben. Heute haben wir so einen Festtag mit dem Namen „Weihetag der Lateranbasilika“. Die Lateranbasilika ist deshalb von großer Bedeutung, weil sie die erste Kirche der Christenheit ist, die als Großbau in Rom errichtet wurde. Früher hielt der Papst dort Messfeiern, bevor er in den Petersdom umzog. Die Lateranbasilika hat ihren Namen auch deshalb, weil dort wichtige Laterankonzile, also Treffen des Papstes mit den Kardinälen, stattfanden. Aber, und das ist wohl das bedeutenste Symbol, die Lateranbasilika steht für die christliche Religionsfreiheit in unseren Land. Diese wurde erst im 4. Jahrhundert unter Kaiser Konstantin gewährleistet. Zuvor trafen sich Christen in sog. Hauskirchen oder Katakomben, meist geheim und privat. Diese Freiheit, die unser christliches Abendland seitdem prägt, ist keineswegs selbstverständlich. Sie brachte auch den freien Sonntag hervor, als den Herrentag, an dem Christen sich in ihren Kirchen zur Gottesverehrung treffen. Der Sonntag als Tag, an dem die getauften Gott die Ehre geben und sich ausruhen, es sich gut gehen lassen. So gesehen soll der Sonntag uns helfen, unser Leben auch zu genießen und diese Zeit sinnvoll zu nutzen. Kirche wird dort lebendig, wo Christen im Glauben an Gott zusammenkommen, wo sie ihm singen, zu ihm beten, um „communio“, das heißt Gemeinschaft mit ihm durch sein Wort und im Empfang der Sakramente zu haben. Gerade der Prophet Ezechiel, von dem wir in der Lesung gehört haben, beschreibt den Tempel Gottes als einen Ort an dem wir Gott erfahren. Er lebte in einer Zeit, in der die Menschen die Schöpfung Gottes anbeteten und die Bäume oder den Mond und die Sterne für Gottheiten hielten. Ihnen hielt der Prophet entgegen: „Wir haben einen Gott und dieser Gott hat alles geschaffen was existiert. Du brauchst keinen Baum, keinen Mond und auch keine Sterne anzubeten, wenn du zu dem einen und einzigen Gott betest, dann findest du bei ihm Erhörung.“ Auch eine Ansage gegen die heutige Esoterik, die nicht den Glauben an einen Gott vermittelt und lehrt, sondern diesen anzapfen will, durch Energieströme oder andere Methoden, die von Gott wegführen. Sehr markant wirkt das Wort Jesus mit einer Peitsche in der Hand im Tempel in Jerusalem, das wie im Evangelium gehört haben. Er stand wohl in einem der Vorhöfe des Tempels, auf dem sich ein reger Markt und viele Geschäftsleute breit gemacht hatten. Man schlachtete Tiere, die dann im inneren Tempel geopfert wurden, tauschte die römische Währung gegen die Tempelwährung, um bezahlen zu können. Der Tempel wurde zu einem religiösen Kaufhaus, einer Markthalle und die äußere, wie innere Bedeutung, als einziger Ort der Nähe Gottes ging verloren. Unser Tempel ist Jesus Christus, im Kirchenraum deutet alles auf ihn hin. Dies soll uns helfen ihm auch in der Kirche zu begegnen, innerlich und äußerlich Gottesdienst zu feiern. Als ich im letzten Jahr in Worms in eine Synagoge gehen wollten, musste ich eine Kippa als Kopfbedeckung und Ehrerbietung aufziehen. Und in den Moscheen ziehen die Gläubigen am Eingang ihre Schuhe aus, weil ihnen dieser Ort heilig ist. Jesus reinigt den Tempel Gottes vor falschen Bräuchen, weil sie die Menschen daran hindern Gott zu begegnen. In seine Umdeutung auf das Christentum schreibt Lothar Zenetti zu diesem Evangelium: „Inmitten der neugierig schauenden Menge ließ Jesus seine Jünger niederknien und beten. Und allen Anwesenden sagte er: Seht, das Haus meines Vaters ist zu einer Markthalle geworden, macht ihr es wieder zu einem Ort des Gebetes.“ (pm)
Letzte Änderung: 08.11.2014 um 15:05
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