Lesejahr B 2011/12
"Wollt auch ihr weggehen?" Vom Bekenntnis und der Freiheit im Glauben (21. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 21.08.2012 |
Wer von uns schätzt es nicht frei zu sein und die Freiheit zu haben über viele Dinge in seinem Leben selbst zu bestimmen. Das war nicht immer so und gerade wir als Deutsche wissen, was es bedeutet, von der Würde jedes Menschen, der Gewissensfreiheit, Redefreiheit und Religionsfreiheit zu sprechen. Und trotzdem hat jede Freiheit auch ihre Grenzen, eben wo sie die Freiheit eines anderes massiv einschränkt oder verhindert. Ja, zu unserer Freiheit gehört es auch, die Freiheit des anderen zu akzeptieren, auch wenn dieser anders lebt wie ich.
In unserer liberalen Gesellschaft wird es zunehmend schwerer, diese Form der toleranten Freiheit, gerade als Kirche zu leben. Auch uns versucht man immer mehr in einen „Mainstream“ hineinzuziehen, der uns vorschreiben will, was wir verkündigen, glauben und lehren dürfen. Dass diese Form von Freiheit auch gegen mein Gewissen missbraucht werden kann, das zeigt uns gerade der aktuell eingeführte Bluttest Trisomie 21, durch den eine bestimmte Form des menschlichen Lebens verhindert werden soll, weil man diese Menschen nicht als vollwertige Menschen ansieht. Interessant, dass es all dies weder in der Tierwelt, noch in der Pflanzenwelt gibt, dort darf alles wachsen und gedeihen, so wie die Schöpfung es vorgesehen hat und das nennen wir dann unberührte Natur. Aber beim Menschen werden immer mehr Abstriche gemacht, weil einige krank geboren und so zu teuer werden könnten, zu viel Arbeit machen könnten, eben nicht den Normalen Standarts entsprächen.
Dass jeder Mensch mit seiner Zeugung ein einmaliges und nicht zu ersetzendes, weil geliebtes Geschöpf Gottes ist, mit einer unsterblichen Seele, unabhängig von seinem Wissen und Können, das scheint auch unter vielen Christen nicht mehr bewusst zu sein. Und so ist eine ganz wichtige Aufgabe von uns, dass wir uns immer wieder in unserer Religion frei an Gott zurückbinden können, um nicht zu vergessen wer wir als Menschen in seinen Augen sind, wo wir herkommen und wohin wir einmal alle gehen werden. In der Bindung zu Gott erkennen der Mensch seine Würde als Mensch, so wie wir es in Psalm 30 singen: „Der Herr hat uns befreit; auf ewig besteht sein Bund.“
Wenn ich als Mensch verstehe, dass ich dann, wenn ich mein Leben in die Hände Gottes lege, frei sein darf von Sorge und Ängstlichkeit, frei werden kann durch Vergebung und von Sünde und so viel befreiter leben kann. Dass diese Freiheit mich aber auch etwas abverlangt, nämlich meine Entschiedenheit, eben die Wahl, für oder gegen Gott und ein Leben mit ihm und bei ihm oder ohne ihn. Und dass beide Lebensweisen nicht miteinander vereinbar sind, das müssen wir als Christen immer deutlicher erkennen.
Im heutigen Evangelium stellt Jesus seinen engsten Freunde, seine Jünger vor diese Entscheidung: „Wollt auch ihr weggehen?“ Viele, die sich ihm angeschlossen hatten, sind nun wieder gegangen, weil er ihnen nicht nach dem Mund redete. Sie haben nicht verstanden, dass Gottes Wort kein Menschenwort ist, das ich heute so und morgen so verstehen kann, sondern das unverrückbar, ja zeitlos ist und gelebt werden soll. Und erst ein Bekenntnis zu diesem Wort Gottes macht uns zu glaubwürdigen Christen, macht uns zu von ihm Gerufenen, die ihrer Berufung treu bleiben.
Die gesellschaftlichen Veränderungen die wir erleben betreffen ja nicht nur die Kirche in Deutschland, sondern fast jeden Ortsverein, die Schulen und Kindergärten, Krankenhäuser und Pflegeheime, unsere Familien und die Arbeitswelt. Hier braucht es gerade unser Licht des Glaubens für andere, damit sie wieder weiter sehen können als nur das jetzt und heute, weg von der Resignation.
Mitte und Zentrum unseres Glaubens ist dabei die Eucharistie und damit die Feier der Messe, in der uns Gottes bleibende Gegenwart im eucharistischen Brot begegnet. So können wir in den Texten des zweiten Vatikanischen Konzils lesen: „Das eucharistische Opfer ist Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens.“ (LG, 11) Versuchen sie doch einmal in der kommenden Woche vielleicht einen Menschen zur Sonntagsmesse einzuladen, es wäre aller Mühe wert und ein Zeichen überzeugt gelebten Glaubens. (pm)
Letzte Änderung: 28.08.2012 um 19:58
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