Lesejahr B 2011/12

"Zeuge des Kindes in der Krippe" (2. Weihnachtstag - hl. Stephanus - Lesejahr B)

Geschrieben von (pm) am 22.12.2011
Lesejahr B 2011/12 >>

Mitten in der Weihnachtsstimmung und den schönen Erlebnissen und Begegnungen der letzten beiden Tage, wirkt der Heilige, dessen Gedenktag wir heute feiern, fast wie eine kalte Dusche. Warum dieses radikale Blutzeugnis am zweiten Weihnachtstag, an dem wir doch erst richtig in Stimmung gekommen sind. Die Verbindung zwischen dem heiligen Stephanus und dem Kind in der Krippe, ist ihr Zeugnis für den Glauben, ohne den es kein glaubwürdiges Christentum gibt.

Für uns und unsere Zeit eine große Herausforderung, in der man manchmal peinlich angeschaut wird, wenn man anderen ein gnadenreiches Weihnachtsfest wünscht oder ein gesegnetes neues Jahr. Denn neben den oft nicht wirklich aussagekräftigen Floskeln, die wir schon mitten im Advent hören, etwa wie ein gutes Fest oder einen guten Rutsch ins neue Jahr, bleibt das Bekenntnis zum christlichen Glauben oft auf der Strecke. Weihnachten ist eben der Beginn der Botschaft von der Menschenfreundlichkeit Gottes, die nicht in der Idylle und Bequemlichkeit stattfindet, die wir uns geschaffen haben.

Spätentens als dieses kleine Kind eine Bedrohung für einen mächtigen König wird, muss die ganze Familie ins Ausland fliehen, Hab und Gut zurücklassen. Und spätestens als Stephanus mit seinem Glauben an dieses kleine Kind in der Krippe ernst macht, ihn als den Sohn Gottes bekennt, fliegen die Steine auf ihn. Er hat eben nicht die falsch verstandene Toleranz ausgeübt, die uns heute überall begegnet, alles als gleich-gültig anzuerkennen und somit dem eigenen Glauben gegenüber gleichgültig zu werden. Dann wird der eigene Glaube zu einer leeren Worthülse, ohne Inhalt.

Stephanus ist ein streitbarer Ansprechpartner seiner Zeitgenossen, der sich in den Fußstapfen Jesu sieht, als sein Jünger ausgibt und zu ihm steht. Und weil er wortgewaltig und überzeugend ist, wird er Opfer einer Hetzkampagne, denn er ist unangenehm, redet den Leuten nicht nach dem Mund. 

Die Krippe ist der Ort, wo die Hoffnung zur Welt gekommen ist.  Der Ort, an dem das Licht der Welt geboren worden ist. Der Ort aber auch der Entscheidung, wo Gottes Sohn zu uns sagt: „Du, der du auf meinen Namen getauft bist, bist du auch bereit, zu mir zu stehen und mir nachzufolgen?“ Auch dann, wenn die Kerzen am Christbraun erloschen sind? Auch dann, wenn es für dich ungemütlich wird, du angefragt wirst, manchmal auch belächelt oder gar runtergemacht, weil du dich mit Eifer für mich und Gottes Reich einsetzt? Oder soll es bei einer sympathischen und oberflächlichen Beziehung mit mir bleiben - der liebe nette Jesus - tust du mir nicht weh, tu ich dir nicht weh?

Stephanus hatte einen starken Glauben und Gott stand spürbar an seiner Seite. Sein Gedenktag holt uns wieder in die Lebensrealität zurück, in die Lebensrealität der Christen in Ägypten etwa, die an Weihnachten ihre Christmetten vorverlegen mussten, wegen geplanter Anschläge bei den Feierlichkeiten. Oder wenn im Europaparlament bewusst Weihnachtskarten ohne christliche Symbolik angeboten werden, was ja in sich schon ein Widerspruch ist. Da braucht es das Zeugnis wacher und mutiger Christen, die nicht zulassen, dass man uns langsam aber beständig den Atem entzieht.

Der heilige Stephanus wurde durch sein mutiges Auftreten für viele zu einem Vorbild im Glauben. Sein Gedenktag ist eine Einladung an uns alle, mit dem Glauben an Jesus Christus und seiner Kirche in die Tiefe zu gehen und wenn es nötig ist, uns auch herausfordern zu lassen. Christus selbst ist für uns diesen Weg gegangen, der aber nicht am Kreuz sein Ende fand, sondern in seiner Auferstehung. An Weihnachten feiern wir den Beginn dieses seines Heilswirkens an allen Menschen, das aber auch unser Zeugnis braucht, heute und in dieser Welt. (pm)


Letzte Änderung: 23.12.2011 um 10:56

Zurück