Lesejahr A 2010/11

"Wenn das Öl in unseren Lampen droht auszugehen" (32. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 01.11.2011
Lesejahr A 2010/11 >>

Als ich mich auf die heutige Predigt vorbereitet habe, kam mir beim Lesen des Evangeliums eine Begebenheit in Erinnerung, an die ich mich immer noch gerne mit einem Schmunzeln zurück erinnere. Während meiner Kaplanszeit hatte ich eine Gebetsgruppe seelsorglich mit zu betreuen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Gebetsstunden in der Kirche zu halten und diese untereinander aufzuteilen. Eine Tradition, die es in der Pfarrkirche dort seit dem zweiten Weltkrieg gab und die bis heute aufrecht erhalten wird. Die Leiterin der Gebetswache erzählte mir, dass sich über 200 Gläubige zur Verfügung gestellt haben, um von morgens bis abends jeweils eine Stunde in der Woche im Gebet vor dem Allerheiligsten zu verbringen. Das Ganze findet in einer Seitenkapelle statt und erstaunlicherweise traf man dort nicht nur ältere Leute, sondern auch junge Familienmütter und Väter an.

Einer dieser eifrigen Beter, war ein gestandener Familienvater, der es sich nicht nehmen ließ, seine wöchentliche Stunde einzuhalten. Allerdings verbrachte er sie auf eine ganz besondere Art und Weise vor dem Tabernakel, nicht so wie wir das normalerweise gewohnt sind. Immer wenn ich zu seiner Gebetsstunde, die um die Mittagszeit war, dazukam, hörte ich sein lautes Schnarchen, oft so laut, dass es mir schwer viel, selbst konzentriert zu beten. Während eines Mittagessens erzählte er mir dann über seine Schwierigkeiten während der wöchentlichen Gebetsstunde und dass er sich bemühe, aber immer wieder einschlafe. Aber, und das fand ich bemerkenswert, sagte er auch: „Der liebe Gott weiß um meine Schwäche und deshalb will ich auch weiterhin meine Gebetsstunde halten.“

Ich möchte Sie jetzt nicht animieren, regelmäßig in der Kirche einzuschlafen und laut zu schnarchen. Es geht mir um den Bezug zum Gleichnis im heutigen Evangelium. Da wird uns von zehn Brautjungfrauen berichtet, deren Aufgabe es nach oft zähen Verhandlungen bei einer jüdischen Hochzeit war, Braut und Bräutigam zu den Feierlichkeiten zu begleiten. Und weil solch eine Begleitung auch spät abends stattfinden konnte, brachten alle zehn ihre Öllampen mit, um dem frisch vermählten Ehepaar auf dem Weg leuchten zu können. Aber der Bräutigam kommt und kommt nicht und es wird immer später und die jungen Frauen immer müder. All das wäre auch kein großes Problem, wäre da nicht das Öl in den Lampen, das langsam zur Neige geht. Doch ohne Öl leuchten eben keine Lampe und man findet in der Dunkelheit nicht mehr den Weg. Nun gehen einige der Brautjungfrauen ihre Ölvorräte auffüllen, doch als sie zurückkommen, war der Bräutigam bereits da und sie können ihm nur noch hinterherlaufen, um dann ratlos vor der Verschlossenen Tür seines Hauses zu stehen.

Unsere Öllampe ist die Taufe, durch sie ist Gottes Licht in unsere Herzen gekommen. Das Öl steht in der Bibel immer für das Wirken des Heiligen Geistes, meine innere Gesinnung also, meine Liebe zu Gott, meine gelebte Beziehung zu ihm. Und die war bei einigen der Brautjungfrauen eingeschlafen, ihr Öl, das heißt ihr Glaubensleben geriet in Vergessenheit, eine Situation, die wir heute oft antreffen. Man fühlt sich noch als getaufter zur Kirche dazugehörig, aber ein Glaubensleben wird meist auf den Satz reduziert: „Ich glaube an Gott.“ Dann bleibt dieser Glaube aber etwas rein äußerliches, das ab und zu noch aus Anstand oder wer weiß warum auch immer, getan wird, aber die Liebe zu Gott, die Bitte um seinen Heiligen Geist, sie kommt zu kurz. Und dann geht das Öl in der Lampe langsam zur Neige, die Liebe zu Gott muss hinten anstehen, hinter ganz vielem anderen, er gerät in Vergessenheit. Bis dann der Tag kommt, den keiner von uns kennt, an dem wir ihm begegnen werden, an dem wir vor ihm stehen werden. Werden wir ihn dann lieben können, ohne unser Öl in unseren Lampen?

Gutes zu tun und ein guter Mensch zu sein ist eines, aber er ersetzt nicht den praktizierten Glauben. Wenn du einmal Gott losgelassen hast, gerät er mit der Zeit in Vergessenheit, deine persönliche Beziehung verblasst. Vielleicht verstehen wir jetzt besser, warum uns Jesus im heutigen Evangelium sagt: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“ Dieser Mann, der regelmäßig während seiner wöchentlichen Gebetsstunde in der Kirch einschlief, ihm mag dies vielleicht unangenehm gewesen sein. Gott aber nicht, weil er sein Öl in seiner Lampe auffüllen durfte, trotz der Schwierigkeiten im Gebet. Auch für uns ist das eine Herausforderung, treu zu bleiben in der gelebten Liebe zu Gott, jede Woche, ja jeden Tag neu und so in der Du Beziehung mit ihm zu bleiben.

Dort wo unsere Kirchen von morgens bis abends offen stehen, können auch wir ihn vielleicht auch einmal bei einem Spaziergang oder einer Erledigung besuchen und so ein wenig Öl auffüllen. Öl, das unsere Lampen am Brennen hält, im Glauben und in der Liebe zu Gott. (pm)


Letzte Änderung: 02.11.2011 um 22:03

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