Lesejahr A 2010/11
"Das Wasser des Lebens" (3. Fastensonntag - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 16.03.2011 |
Was hindert mich eigentlich daran, „den Blick auf den letzten Horizont zu richten, den wir die Ewigkeit nennen?“ Der Samariterin und allen, die sich irgendwie in ihr wieder erkennen, macht Jesus im Evangelium einen radikalen Vorschlag: Beginne ein anderes „Wasser“ zu suchen, gib deinem Leben einen Sinn und erweitere damit deinen Lebenshorizont über dieses irdische Dasein hinaus. Denn: „Das Wasser, das ich gebe, wird zur sprudelnden Quelle, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“
Ewigkeit ist ein Wort, das nicht mehr oft in „Gebrauch“ ist. Es ist für uns moderne Menschen weitläufig zu einer Art Tabu geworden. Das merke ich immer mehr bei Beerdingungen. Sie sollen schnell, kompetent und möglichst wortkarg sein, nach dem Sinn der Angehörigen, aber auf das eigentliche Thema des Todes und einem Leben danach wollen die meisten nicht zu sprechen kommen. Sind auch wir nicht oft zu sehr Gefangen im Jetzt, in unseren konkreten Aufgaben und Nöten? Und haben viele von uns nicht auch Angst an das Ende ihres Eigenen Lebens zu denken? Von einer Weltflucht wird dann gerne gesprochen, so als wolle man von den eigentlichen Problemen ablenken und sich einen immaginären Trost im Himmel suchen.
Ist das wirklich so? Oder ist nicht eher der Fall, dass der Mensch, der keine Hoffnung über seinen Tod hinaus hat, den Schmerz, die Krankheit und das älter werden auf Dauer als sinnlos empfindet oder nicht mehr annehmen kann? Baut sich Euthanasie nicht in jeglicher Form auf der Grundlage des generellen Zweifels an einem Leben nach dem Tod auf? Wenn dann dem menschlichen Leben, der mit ihm verbundene menschliche Schmerz als absurder empfunden wird, wundern wir und dann über die Zunahme der aktiven Sterbehilfe. Wir wollen ja Menschen in ihrem Leid nicht mehr begleiten, wir wollen das Leid weile es und unerträglich und sinnlos geworden ist, möglichst entfernen. Hier ist uns das rechte Maß, das sich aus der Liebe zu Gott her bestimmt, einfach abhanden gekommen.
Denn wenn das Gegengewicht der Ewigkeit fehlt, erscheint jedes Leid, jedes Opfer absurd und unverhältnismäßig. Der hl. Paulus hat geschrieben: „Denn die kleine Last unserer gegenwärtigen Not schafft uns in maßlosem Übermaß ein ewiges Gewicht an Herrlichkeit.“ Angesichts der Ewigkeit der Herrlichkeit erscheint ihm die Last der Qualen „leicht“ (ihm, der im Leben so sehr gelitten hat!), gerade weil sie momentan ist. In der Tat fügt er hinzu: „Denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig“ (2 Kor 4,17-18). Wenn wir keine Ewigkeit haben, was kann uns denn dann noch im Leben auf Dauer befriedigen?
Was kann uns auf Dauer Freude machen? Nicht wer die Ewigkeit ersehnt, liebt das Leben nicht, sondern wer sie nicht ersehnt, da er so leicht beim Gedanken resigniert, dass es zu Ende gehen muss. Es wäre daher ein großer Gewinn - nicht nur für die Kirche, sondern auch für die Gesellschaft -, den Sinn für die Ewigkeit neu zu entdecken. Dies würde helfen, das gesunde Gleichgewicht wiederzufinden, die Dinge zu relativieren, nicht der Verzweiflung zu verfallen angesichts der Ungerechtigkeiten und des Leidens, die in der Welt sind, und dennoch gegen sie zu kämpfen. Dies würde helfen, weniger frenetisch zu leben. Im Leben eines jeden Menschen hat es einen Augenblick gegeben, in dem er eine Ahnung von der Ewigkeit hatte, ein Gefühl, und mag es auch noch so unklar gewesen sein. Man muss aufpassen, die Erfahrung des Unendlichen nicht in der Droge, im zügellosen Sex und in anderen Dingen zu suchen, bei denen es schließlich nur zu Enttäuschung und Tod kommt.
„Wer von diesem Wasser trinkt, wird weiter Durst haben“, sagte Jesus zur Samariterin. Das Unendliche ist in der Höhe zu suchen, nicht unten. Über der Vernunft, nicht unter ihr, in der irrationalen Trunkenheit. Es ist klar, dass es nicht reicht zu wissen, dass es ein Jenseits gibt. Man muss auch wissen, wie man es erreicht. Man muss sich fragen wie der reiche Jüngling im Evangelium: „Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu haben?“ Wir müssen die Hecke vor unseren Augen entfernen, die den Blick auf den letzten Horizont verstellt. Doch was ist für uns diese „Hecke“, das Hindernis, das uns hindert, den Blick auf den letzten Horizont zu richten, jenen ewigen? Die Samariterin verstand an jenem Tag, dass sich in ihrem Leben etwas ändern müsste, wenn sie das „ewige Leben“ erlangen wollte. Und dass wenn sie so bleibt wie sie immer schon war, sie dieses Wasser nie trinken wird. Und so wird sie zur Verkünderin des Evangeliums, die allen ganz ohne jede Scham darlegte, was ihr Jesus gesagt hatte. Komm auch Du von neuem zu Christus und beginne aus seiner Quelle zu leben, sein Wasser zu trinken, damit dein Leben wieder ins rechte Gleichgewicht kommt. (pm)
Letzte Änderung: 17.03.2011 um 14:06
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