Lesejahr A 2010/11
Dreifaltigkeitssonntag (Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 14.06.2011 |
In seinem Buch „Wer glaubt wird selig“, schreibt der bekannte Zisterziensermönch Pater Karl Wallner: „Ein echter Freund ist für mich einer, vor dem ich sein kann, wie ich bin. Wo ich reden kann, was ich denke. Ohne jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen, ohne die Wirkung meines Redens und Tuns taxieren zu müssen. Solche echten Freunde sind selten, und die Heilige Schrift sagt mit Recht, dass man die guten Freunde nur dann erkennt, wenn es einem schlecht geht.“
Jeder von uns, der selbst einmal in einer tiefgehenden Krise war, der weiß wie wertvoll dann eine wirklich gute Freundschaft ist, aber auch wie selten. Unser Leben braucht Beziehungen, wir können nicht ständig allen sein, ohne mit der Zeit zu vereinsamen und uns zu isolieren. Eine große Gefahr nicht nur für ältere und alleinstehende Menschen, auch mittlerweile für viele junge Menschen. Fernsehen und Computer können Liebe und Geborgenheit, gemeinsame Freude und geteilte Sorgen nicht ersetzen. Und es tut gut, wenn da jemand ist, mit dem ich reden kann, meine Nöte und meine Hoffnungen besprechen darf, weil ich in Beziehung lebe. Auch im Ordensleben gibt es nur wenige Ausnahmen, wo Frauen oder Männer die meiste Zeit des Tages für sich alleine Leben, etwa bei den Kartäusermönchen oder Trapistenorden. Aber man spricht hier von Ausnahmen auch in der Kirche und einer sehr strengen Lebensweise, die gut bedacht und ausgewählt sein will.
Leben braucht immer Beziehung, Beziehung mit den Mitmenschen und Beziehung mit Gott. Und wo diese menschliche Beziehung im Alltagsleben ausbleibt, hat das Folgen in Bezug auf das Lebensglück, denn wer Gemeinschaft will, der muss auch in sie investieren. Ist das mit unserem Glauben an Gott nicht dasselbe? Heute am Dreifaltigkeitssonntag tritt er uns als Schöpfer und liebenden Vater, als Erlöser und heilbringender Sohn, als Lebenspendender und einender Heiliger Geist entgegen. Ein Gott in drei Personen, ein Gott, der selbst in einer Liebesbeziehung lebt und uns daran teilhaben haben möchte. Pater Karl Wallner schreibt dazu in seinem Buch: „Das größte Glück meines Lebens ist, dass ich gelernt habe, mit Gott wie mit einem Freund zu sprechen. Dass ich mir beim Beten bewusst mache, dass ich meine Worte nicht ins Leere spreche, sondern zu einem Gegenüber, der mich hört, den meine Worte erreichen.“
Mit Gott zu sprechen ist eben kein Monolog, das Gebet zu ihm ist ein Dialog, weil ich zu ihm und mit ihm rede. Und ein Christ ist nicht schon der, der über Gott redet, sondern der mit Gott redet und nicht bei einem nebolösen Etwas stehen bleibt, sondern zu einem mich liebenden Du vertrauensvoll spricht. Und dazu braucht es den Glauben, dass Gott so ist, wie er sich uns in der Bibel gezeigt hat: Ansprechbar. Wenn ich in seelsorglichen Gesprächen auf Gott zu sprechen komme, auf die Frage, nach dem Glauben an ihn, höre ich oft die Antwort: „Ja, ich glaube an ein höheres Wesen.“ Was aber dieses höhere Wesen sein soll, bleibt dann abstrakt und unverbindlich. Und im Grunde genommen spielt solch ein Wesen auch keine Rolle in meinem Leben, weil ich keine Beziehung zu ihm habe.
Gott hat uns in Jesus Christus sein menschliches Gesicht gezeigt, er hat sich uns persönlich gezeigt und er will uns hineinnehmen in seine liebende Gemeinschaft. Im Sakrament der Taufe uns aufnehmen in seine göttliche Gemeinschaft. Im Sakrament der Beichte seine Vergebung uns neu schenken. Im Sakrament der Eucharistie uns sich selbst schenken. Im Sakrament der Firmung uns seine guten Gaben geben. Im Sakrament der Ehe einen Lebensbund mit seinem Segen umgeben. Im Sakrament der Weihe Bischöfe, Priester und Diakone in seine Nachfolge berufen. Und im Sakrament der Krankensalbung uns stärken auf dem Weg zu ihm.
Darum lohnt es sich, sich der Glaubenserfahrung so vieler Generationen von katholischen Frauen und Männern anzuschließen, in dem Glauben der uns eint und Gott näher bringt. Gott wird für uns immer auch ein Geheimnis bleiben. Aber wir können ihm begegnen und mit ihm in Beziehung treten in seiner Kirche. Durch den Empfang der Sakramente und durch das hören und antworten auf sein Wort. (pm)
Letzte Änderung: 15.06.2011 um 08:27
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