Lesejahr A 2010/11
Enspricht mein Reden auch meinem Tun? (31. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 28.10.2011 |
Wir legen in unserer Gesellschaft hohe Maßstäbe an Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit. Das können wir gerade in der Politik erleben, je nachdem ob Wahlversprechen dann auch eingehalten werden oder nicht müssen Politiker damit rechnen abgewählt zu werden. Auch in der Kirche gilt dieser Maßstab und die Frage: Leben denn auch die, die am Sonntag predigen, die das Wort Gottes verkünden, selbst das vor, von dem sie immer wieder sprechen? Oder zumindest, ist ihnen anzumerken, dass sie es versuchen vorzuleben?
Ich denke, es ist auch gerade für uns Priester wichtig, dass wir nicht zu viele unnötig Worte machen, sondern viel mehr versuchen die Botschaft des Evangeliums erst einmal selbst zu leben, so gut wir es können. Und ich freue mich als Pfarrer besonders, wenn ich weiß und höre, dass Gläubige für uns Priester beten - Gott so bitten, dass er auch unser Leben und Wirken mit seinem Segen und seine Gnade begleitet. Leider ist dieses Beten für den Pfarrer ein wenig in Vergessenheit geraten, aber ich denke, es ist sehr wichtig, weil auch wir Menschen mit Stärken und Schwächen sind, die gerade für unsere kirchliche Aufgabe das Gebet brauchen.
Ähnlich geht es den Jüngern und dem Volk, zu dem Jesus im heutigen Evangelium spricht. Sie haben viele Pharisäer und Schriftgelehrte in ihren Reihen, die zwar alle Regeln und Gesetze der jüdischen Religion kennen, von denen einige sich selbst aber nicht daran halten. Für das gläubige Volk war das nicht immer leicht wenn sie mitbekamen, dass sich die Oberen das Gesetz teilweise zu ihren Gunsten auslegten und so anderen wie es wörtlich heißt „schwere Lasten auftrugen.“ Selber aber waren sie nicht bemüht dem beizustehen, der in einer Not war und hatten auch scheinbar kein großes Mitleid mit solchen Mitmenschen, ihnen fehlte die Empathie würde man heute sagen. Ihnen fehlte es also an der Gottes- und an der Nächstenliebe, eine Situation, die wir bis heute auch in unserer Gesellschaft und auch in der Kirche immer wieder erleben, weil es eben aus hier die verschiedensten Menschen gibt.
Jesus hebt deshalb aber nicht das Halten der Gebote auf, so wie das heute oft zu hören ist, dass die Kirche sich allem anpassen soll. Er hält an den Geboten Gottes fest und sagt zu seinen Jüngern und zu seinem Volk: „Tut und befolgt alles was sie sagen.“ Wenn wir in die Geschichte schauen, ist immer dann die Kirche überflüssig, bedeutungslos und auch missverstanden worden, also ein Angebot unter vielen, wenn sie ihren Auftrag nicht mehr ausgeführt hat. Auch heute fragen sich viele Getaufte: Wozu brauchen wir denn noch die Kirche, etwa für ein schönes Fest? Verliert hier Kirche nicht ihren eigentlichen Auftrag den sie von Jesus Christus erhalten hat: Durch die Sakramente die Menschen mit der Schönheit Gottes in Berührung zu bringen.
Und so saßen die Pharisäer und Schriftgelehrten auf dem Stuhl des Mose und waren öffentliche Gesetzeslehrer. Sie saßen auf einem Stuhl aus Stein, der schön geschmückt in jeder Synagoge stand und waren Richter, weil Religion und Staat damals noch nicht voneinander getrennt waren. Auch wir können uns schnell zu Richtern über andere Menschen machen, wenn uns die nötige Liebe fehlt, wenn wir Menschen verurteilen, ohne ihre konkrete Situation zu kennen oder zu berücksichtigen. Und wie schnell geht dann die Wertschätzung für diesen Menschen mit verloren, weil wir seinen Fehler oder sein Fehlverhalten auf seine Person übertragen? Gelebter Glaube hat immer seinen Ursprung bei mir selbst und hier verändert Gott mich und andere in dem Maß, wie mein Glaube an ihn und meine Taten im Alltag in Verbindung stehen. Schöne Worte können verzücken, aber nicht die guten Taten ersetzen, zu denen uns Christus täglich einlädt. (pm)
Letzte Änderung: 29.10.2011 um 14:18
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