Lesejahr A 2010/11
"Glaube an mich und du wirst leben" (5. Fastensonntag - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 09.04.2011 |
Wäre das nicht genial, einen Freund zu haben, der die Fähigkeit besitzt Menschen von Krankheiten zu heilen, Tote aufzuerwecken und der von sich sagt: „Ich bin der Sohn Gottes.“ Der kein Mythos ist aus einer griechischen Sage und auch keine Märchenerzählung aus Tausend und einer Nacht oder ein Comic-Held. Im heutigen Evangelium wird uns so ein Freund vorgestellt - und weil wir in Zeiten von „medizinischer Allmachbarkeit“ leben und alles Mögliche in Frage gestellt wird, ist dieses Evangelium auch für viele so schwer anzunehmen. Früher war den Gläubigen klar, Jesus ist Sohn Gottes und als solcher dürfte es für ihn auch kein Problem sein, Tote aufzuerwecken. Heute wird vermehrt die Frage gestellt: „Hat Jesus nun wirklich den Lazarus von den Toten auferweckt oder war das nur ein Symbol, ein Zeichen für Gottes Wirken, ein ermutigendes Bild für uns als Gläubige, für unser eigenes Leben nach den Tod?“
Es ist scheinbar schwer geworden für einen aufgeklärten Menschen an einen Gott zu glauben, ohne klare Beweise in der Hand zu haben. Doch was für ein Glaube sollte das sein? Um Jesus Christus und seine Botschaft besser zu verstehen, braucht es zunächst einmal ein freundschaftliches Vertrauen zu ihm, einen Vertrauensvorschuss sozusagen im Gebet, im Lesen der Bibel, im Hören auf sein Wort, im Glauben an ihn. Wenn ich beginne mich intensiver mit dem was unser Glaube uns mit auf den Lebensweg geben möchte zu beschäftigen, wenn ich so beginne Gott und sein Wort ernst zu nehmen, lerne ich auch mich als Mensch und mein Leben besser kennen und verstehen. Und darin liegt auch ein großes Problem unserer Zeit: „Das Wissen um Gott ist sehr gering geworden und damit das Wissen um unsere Bestimmung, Würde und das was unser Leben ausmacht.“
Die Totenerweckung, von der wir im Evangelium hören, gilt nicht irgendeinem Menschen. Sie gilt dem besten Freund Jesu, nämlich Lazarus, einem reichen Landbesitzer, in dessen Haus und bei dessen Schwestern, Martha und Maria, er und seine Jünger ein und ausgehen können. Der sie auf ihren Reisen finanziell unterstützt und am Glauben von einem Leben nach dem Tod festhielt. Und diese Freundschaft ist über die Jahre so tiefgehend gewachsen, so vertraulich geworden, dass die Schwestern nach der schweren Erkrankung ihres Bruders sich erst gar nicht selbst zu Christus auf den Weg machen. Ihr Wissen um ihn als den Herrn über Leben und Tod ist so tief verankert, dass sie Boten zu ihm schicken. Und obwohl Jesus zu einem Zeitpunkt, als Lazarus noch lebt, von dessen Krankheit erfährt, nimmt er seinen Tod in Kauf und macht sich erst zwei Tage später auf den Weg zu ihm. Dieser stirbt in der Zwischenzeit und Jesus sagt zu seinen Jüngern: "Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken." Wenn wir nicht wüssten, dass es sich hier um das Wort Gottes handelt, könnte man meinen es handle sich um einen schlechten Witz.
Jesus lässt zu, dass ein lieber Freund stirbt, um anhand seiner Totenerweckung Gott zu verherrlichen. Um zu zeigen, dass es keinen Zeitpunkt gab und gibt, in dem er nicht Herr über sein Leben war. Die Schwestern des Lazarus hatten einen Vergangenheitsglauben, nämlich dass Jesus ihren Bruder zu einem früheren Zeitpunkt hätte heilen können: „Herr wärst du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Sie hatten auch einen Zukunftsglauben, nämlich dass Jesus am Tag des Jüngsten Gerichtes ihren Bruder auferwecken wird: „Jetzt aber weiß ich, dass du ihn auf erwecken wirst am jüngsten Tag.“ Aber mit ihrem Gegenwartsglauben, da hapert es ein wenig. Ihnen fehlt dieser Glaube, dass Gott jetzt und hier Herr über Leben und Tod ist, nicht nur in der Vergangenheit oder in der Zukunft.
So denken auch viele der umherstehenden Menschen: „Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb?“ Dass er ihn nun immer noch retten kann, glauben sie nicht mehr, tot ist für sie tot. Und so sagt Jesus innerlich darüber erregt zu Martha: „Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ Und er zeigt den Anwesenden die Herrlichkeit und Macht Gottes, indem er Lazarus vom Tod zum Leben erweckt. Zwar zu einem Leben, das wieder mit dem Tod konfrontiert werden wird, aber mit der Gewissheit, dass Gott zu jedem Zeitpunkt Herr auch über mein Leben ist. Manchmal liegt dieser Zweifel an Gottes Allmacht wie ein Stein auch auf unserem Herzen. Legen wir diesen Stein des Zweifelns zur Seite, machen wir in unserem Herzen Platz für seine Gnade, für die Freude, dass er unser Leben in seinen Händen hält. Vielleicht verstehen wir so die Seligpreisung Jesu besser, die uns zu einer tieferen Freundschaft, ja Vertrautheit mit ihm führen will: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Ihn als Freund zu haben ist mehr als eine gewöhnliche Freundschaft, es ist die Eintrittskarte in den Himmel. Pflegen wir diese Freundschaft, nehmen wir sie ernst, sie ist das Beste was uns geschenkt werden konnte. (pm)
Letzte Änderung: 01.01.2014 um 16:21
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