Lesejahr A 2010/11

Heiliger Abend (Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 19.12.2010
Lesejahr A 2010/11 >>

Was wäre wohl gewesen, wenn sie an Heilig Abend vor der Kirche vor verschlossenen Türen gestanden hätten. Wenn sie auf einem großen Hinweisschild gelesen hätten: „Die Messe entfällt, weil zu wenige Zeit oder keine Lust hatten, sie vorzubereiten.“ Das wäre eine unangenehme Situation und womöglich würde der eine oder andere von Ihnen das als einen schlechten Scherz auffassen. Doch die Türen waren offen und der Weg in die Kirche mit Licht ausgeleuchtet.  Ja, Türen müssen mitunter gut verschlossen werden, damit das was hinter ihnen ist, geschützt bleibt. Aber sie müssen auch geöffnet werden, wenn wir durch die hindurchtreten wollen.

 

Am Heiligen Abend feiern wir solche Stunden, in denen wir nicht unsere Haustüren, sondern die Türen die zu unserem Herzen, dem Zentrum der Liebe hinführen, weit öffnen dürfen. Damit Gott durch sie hindurch treten kann und wir so in dieser Messe am Heiligen Abend von ihm angerührt werden. Genau das singen wir in einem der bekannten Adventslieder: „Macht hoch die Tür, die Tor mach weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“

 

Dass Gott Mensch wurde, hat nämlich einen ganz bestimmten Hintergrund, einen genialen Sinn, war vorbereitet und wurde über Jahrhunderte von Propheten angekündigt. Und als dieses große Ereignis dann geschieht, kommt er in eine Gott vergessenen Umwelt und an einem Menschenunwürdigen Ort zur Welt, in einem erbärmlichen Zustand. Nur wenige sind sensibel für dieses Geschehen, haben die nötige Aufmerksamkeit, um dies im Glauben zu erkennen. Einfache Hirten und Weise aus einem fremden Land, alle anderen sind zu sehr beschäftigt mit sich selbst, mit so vielen, was unbedingt gemacht werden muss. Man erwartete den Messias, hatte ihn aber im Grunde genommen vergessen. Und ich frage mich, ob diese Situation heute, jedenfalls in unserem christlichen Abendland, nicht ähnliche Züge angenommen hat. Wenn zwischen Weihnachtseinkäufen und geschmückten Tannenbäumen, blinkenden Lichtern und dem Versuch gute Stimmung zu machen, meines Erachtens eines fehlt: Er.

 

Als Christen sind wir eingeladen, tiefer zu schauen, uns auf eine innerliche Reise zu begeben, wie die drei Weisen aus dem Morgenland, die nach dem Heiland suchten. Deren Sehnsucht, Gott kennen zu lernen, nicht durch das oberflächliche Treiben erstickt wurde. Sie und die Hirten folgen dem werben Gottes, durch den Stern von Bethlehem und den Engeln, die diese frohe Botschaft herausriefen. Und so machen sie dem menschgewordenen Gott an seinem Geburtstag nicht zuerst sich selbst ein Geschenk, oder anderen, sondern sie beschenken ihn. Sie nehmen sich Zeit für ihn, suchen den unscheinbaren Stall von Bethlehem auf, in dem Josef und Maria dem Kind Geborgenheit und Liebe schenken. Ja, sie gehen auf die Knie und geben damit ein Zeugnis, dass dieses Kind Gott ist, der uns so seine Liebe zeigt.

 

Am Heiligen Abend kommen wir in der Kirche zusammen, um Gott die Ehre zu geben, um ihn mit Liedern, Gebeten und der Feier der Heiligen Messe zu beschenken. Das kann uns innerlich froh machen, wenn wir ihm die Türen unserer Herzen öffnen, damit seine Güte und Menschenfreundlichkeit, seine Gnade und seinen Segen, Einzug halten können. Lassen wir uns von ihm beschenken, damit Friede wird in uns und wir diesen Frieden Gottes am Ende der Messe hinaustragen in unsere Familien, zu unseren Freunden, in unsere Häuser. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden“, das ist die frohe Botschaft von Weihnachten, die wir nur mit dem Herzen richtig erfassen können. (pm)

 



Letzte Änderung: 01.01.2014 um 16:13

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