Lesejahr A 2010/11

Ist Wunderglaube Aberglaube? (18. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 01.07.2011
Lesejahr A 2010/11 >>

"Glauben sie an Wunder?“ Glauben sie daran, dass man mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Menschen satt bekommt? Rein nach unserem Verstand ist dies sicherlich unmöglich und unglaublich. Wunder werden gerne in die Ecke des Abergläubischen oder Kindischen gedrängt. Doch wenn wir die Aussagen in der Bibel einmal genauer betrachten, dann können wir erkennen, wie ernst sie gemeint waren. Im Markusevangelium (Mk: 6, 37) wird zu der Speisung der Fünftausend ergänzt, das die Jünger rund 200 Denare bei sich hatten, um Brot kaufen zu können. Ein römischer Legionär erhielt damals einen Jahreslohn von 225 Denaren.  Und ein Denar entsprach also 128 Lepta, das war die Währung in der damaligen Zeit. Für rund sieben Lepta konnte man einen Laib Brot kaufen. Das heißt also, dass die Jünger für ihre 200 Denare also rund 3600 Brote bekommen hätten. 3600 Laib Brot für 5000 Menschen, das hätte wohl ausgereicht. Man sieht also wie realistisch hier berichtet wird. Aber woher zur Abendzeit so viele Brote nehmen?

Vielleicht verstehen wir so besser, warum Jesus seine Jünger nicht fortschickt, sondern die Menschen, mit denen er Mitleid hat, selbst versorgt.  Im Neuen Testament lesen wir, dass Jesus viele solcher Wunder gewirkt hat. Zum Beispiel die Auferweckung des toten Lazarus. Die Heilung des Mannes mit der verdorrten Hand oder der Frau mit dem verkrümmten Rücken. Dass er über das Wasser des Sees auf seine Jünger zuging oder auf der Hochzeit zu Kanaan Wasser in Wein verwandelte.

Wunder über Wunder wird uns in den Evangelien berichtet, aber auch später in der Urgemeinde, anhand der Apostelgeschichte und den Briefen der Apostel. Anfangs des zweiten Jahrhundert nach Christus berichtet der christliche Apologet Quadratus, dass einige von Jesus Geheilten und vom Tod Auferweckten noch leben. Sie waren Zeitzeugen des Geschichtsschreibers. Etwa die Tochter des Jairus möglicherweise, die um das Jahr 29. n. Chr., zwölf Jahre alt war, als sie Jesus vom Tod auferweckte (Mk: 5, 42). Der wohl nicht unwesentlich ältere junge Mann aus Nain, den er vom Tod erweckt hat. (Lk: 7, 14). Solche Menschen standen als Gesprächspartner zur Verfügung, noch Jahrzehnte, nachdem die Evangelien publiziert waren.

Und doch fällt es vielen Menschen schwer in unserer rationalen und hochtechnisierten Welt an solche Wunder zu glauben. Auch dann noch, wenn aktuell von einem berichtet wir, etwas in Lourdes oder Fatima oder durch einen Seligen oder Heiligen, wie etwas Mutter Theresa oder Pater Pio. Sind die vielen Danktafeln an den unzähligen Marienwallfahrtsorten alles Humbuck und Einbildung? Es gibt heute viele Deutungen der Wunder Jesu, manchmal werden sie banalisiert oder als nicht historisch haltbar abgestempelt.

Wer diese Wunderberichte auf ihre heilsgeschichtliche Symbolik verkürzen und ihnen ihren geschichtlichen Gehalt wegnehmen will, verfälscht sie jedenfalls.  Vielmehr sollten uns die Wunder Jesu heute wieder mehr zum Nachdenken auffordern. Was wäre denn das besondere an Jesus Christus und warum sollte ich an ihn glauben, wenn all das was über ihn berichtet wird, dann doch nicht so war? Ja, das Göttliche in ihm hat zu allen Zeiten für Unmut gesorgt. An ihm scheiden sich die Geister! „Ich bin der Sohn des lebendigen Gottes.“ Das sagt er über sich selbst. Und wer das glauben kann, der wird auch keine Problem mit den Wundern haben, die Christus in seiner göttlichen Vollmacht gewirkt hat.

Wer ihm vertraut, weil er ihn lieb, der braucht nicht all seine Wunder zu hinterfragen! Der Glaubt an dem Herrn, ohne irgendwelche Beweise haben zu müssen. „Selig die nicht sehen und doch glauben.“ Und doch schenkt uns Gott immer wieder Wunder seiner Gnade, um unseren Glauben zu stärken und ihn vor am geistigen Einschlafen zu hindern. Zwölf volle Körbe waren nach der Speisung noch übrig. Zwölf steht auch für die Vollkommenheit in der Bibel. Wer sich vertrauensvoll in die Hände Gottes begibt und wer an ihn glaubt, der wird in übervollem Maße seine Gnade und seine Liebe Gotte erfahren. Der wird gesättigt in vollem und überreichem Maße. Weil er an die Herrlichkeit Gottes geglaubt hat und an seinen einzigen Sohn Jesus Christus. (pm)


Letzte Änderung: 02.07.2011 um 07:43

Zurück