Lesejahr A 2010/11

Pfingsten (Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 05.06.2011
Lesejahr A 2010/11 >>

"Atemlos", so könnte man den Alltag vieler Menschen in unserer schnelllebigen Zeit mit einem Wort beschreiben. „Atemlos“, die Arbeit, die Familie, die Hobbys, viel zu viele Aufgaben und Ansprüche, die da an uns herangetragen werden oder die wir uns selber aufladen. Da kommt es nicht selten vor, dass die Mutter oder der Vater, ja mittlerweile auch die Oma oder der Opa, aus der Puste kommen. Von Termin zu Termin eilen, mit ausgefülltem oder überfülltem Programm, von Wochenende zu Wochenende tangeln und zum Erholen und Entspannen, zum Luftholen, bleibt nur wenig Atem.

Stress und Hektik sind ein Kennzeichen unserer Kultur geworden, die scheinbar alles allen bieten will und doch das wesentliche vergisst: Das Menschsein! Und dann bleibt einem bisweilen auch einmal die Puste weg, wenn die täglich neuen Skandale und Probleme aus Gesellschaft und Politik uns um die Ohren gehauen werden. Wenn unsere Finanzkrisen in Europa uns Angst machen, wenn unsere Überschuldung steigt und steigt, damit wir den Lebensstandart halten können und wir ahnen, in Zukunft wird die Luft dünner im europäischen Binnenraum. All das drückt sich unbewusst auf Seele und Geist aus, ein riesengroßer Verdrängungsprozess hat hier begonnen, ein Ablenken, damit die eigentlichen Probleme uns nicht zu sehr belasten.

Wo der Mensch diese Welt nicht mehr als Schöpfung Gottes anerkannt und behandelt, da werden ihre Gaben und ihre Fruchtbarkeit zum Steinbruch der Ausbeutung. Einer Ausbeutung, die den Boden vergiftet, die Luft schädigt, das Leben bedroht und damit die Existenzgrundlage zukünftiger Generationen. In der Genesis lesen wir: „Gott sah das alles an was er gemacht hatte und es war gut.“ Er, der aus dem Chaos und Dunkel, ja eigentlich aus dem Nichts, durch seinen Heiligen Geist erschaffen hat und so zum Schöpfer wurde, der alles Leben ermöglichte und ihm den Atem einhauchte, ihm eine Lebensordnung gibt. Uns gab er Gebote, damit wir seine Schöpfung und damit vor allem uns selbst würdevoll bewahren und menschlich kultivieren. Und nicht der Macht des Geldes oder der Gier verfallen, uns selbst verwunden und uns so unheilbare Wunden schlagen.

Inmitten dieser verwundeten Welt sendet Gott erneut die Kraft von oben, die Kraft des Heiligen Geistes. Mit ihr gründet er an Pfingsten seine Kirche, als sichtbares Zeichen seiner heilsamen Gegenwart unter uns Menschen. Und dort, wo wir als Christen um diese Gaben des Heiligen Geistes beten, wo wir uns empfänglich zeigen für seine Gaben, da beginnt der Heilige Geist zunächst unser Leben und damit das Angesicht der Erde zu verändern. Er ist es auch, der das göttliche Leben in Maria entstehen lässt, der in ihrem Mutterschoß den Sohn Gottes heranwachsen lässt, den Heiland, ihm den Weg in unsere Welt bahnt. „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ Nur ein schlichtes „Ja“ Mariens genügt, keine besondere Anstrengung, das gläubige Vertrauen in Gottes Vorsehung. Und Maria spricht ihr Ja zum Wirken des Heiligen Geistes an ihr und in ihrem Leben. Auch am Pfingsttag ist sie auf vielen Bildern inmitten der Apostel zu sehen, als diese die Gaben des Heiligen Geistes empfangen.

Die Weisheit ,um Gottes Willen zu erkennen und zu tun, die Einsicht, um Gutes von Bösem unterscheiden zu können, den Rat, um Klarheit in den Alltagsentscheidungen zu bekommen, die Stärke, um den Glauben mit Mut und Standhaftigkeit zu leben, die Erkenntnis, woher ich komme und wohin ich gehe, die Frömmigkeit, um das eigene Leben mit Gott zu gestalten und die Gottesfurcht, um in der Gottesliebe zu wachsen. Es sind die Gaben des Heiligen Geistes, die uns helfen, in der Atemlosigkeit der Zeit, die seelische Ruhe zu finden, die der Heilige Augustinus, nachdem er alles Mögliche ausprobierte und unzähligen Angeboten nachlief, im Glauben doch fand: Unruhig war mein Herz, bis es ruhe fand in dir, mein Gott. (pm)


Letzte Änderung: 06.06.2011 um 07:41

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