Lesejahr A 2010/11

"Seht das Lamm Gottes" (2. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 12.01.2011
Lesejahr A 2010/11 >>

In einigen Tagen ist es wieder soweit, es gibt Schulzeugnisse, Halbjahreszeugnisse für Millionen von Schülerinnen und Schülern. Viel Aufregung, Freude, Enttäuschung, aber auch der Abschluss eines Lernabschnittes, kommen an solch einem Tag zusammen. Auch im Evangelium wird uns ein Zeugnis ausgestellt, in Form von einer Beurteilung, nämlich durch die Feststellung: Jesus ist Gott und Mensch zugleich. So sagt Johannes der Täufer: „Ich bezeuge, er ist der Sohn Gottes.“ Und damit wir besser verstehen können, mit welcher Aufgabe dieser Sohn Gottes in unsere Welt kommt, nimmt Johannes ein Tier zur Hand, nämlich das Lamm: ,,Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!" Dieser Satz kommt uns bekannt vor, weil er vor dem Empfang der Kommunion vom Priester regelmäßig vorgebetet wird.

 

Das Lamm als Symbol ist kein ,,dummes Schaf" oder ein ,,lammfrommer" Menschen, es steht in der Bibel zunächst einmal für die Unschuld und ähnlich wie die Taube auch für die Friedfertigkeit und Arglosigkeit Gottes. Es steht aber auch für die Reinheit, die Geduld und vor allem den Sanftmut. Alles Dinge die wir im Leben Jesu finden, die er uns vorgelebt hat.  Jesus kann also symbolisch mit einem Lamm verglichen werden, weil er ein unschuldiger und friedfertiger Mensch ist, gekommen um für unsere Fehler und Schwächen stellvertretend zu leiden und zu sterben, damit wir bei Gott weiterleben können. Wenn wir nun sagen, dass er als Lamm Gottes, die Sünden der Welt hinwegnimmt, dann meinen wir alle Sünden, d.h. alle Trennungen aller Menschen aller Zeiten von Gott und den Mitmenschen. Sie alle nimmt Jesus auf sich und schafft sie aus dem Weg, damit wir in den Himmel kommen können.  Für einen gewöhnlichen Menschen ist das unmöglich, aber eben nicht für Gottes Sohn. Deshalb kann ich Jesus auch nicht einfach so neben andere hinstellen, so als sei er nur ein besonderer Mensch mit göttlichen Kräften. Er ist Gott und Mensch in einer Person, Erlöser und einziger Weg zum Heil.

 

Jesus ist also nicht in die Welt gekommen um einen Sonntagspaziergang zu machen, mal zu schauen, was es da so alles gibt und vielleicht nebenbei zu sagen: „Hallo, ich erlöse euch mal schnell und bin dann wieder weg.“ Er tadelt auch nicht nur die Fehler anderer, er rächt sie auch nicht, er verharmlost sie nicht und entschuldigt sie nicht - er nimmt sie auf sich. Und wären es nur ein paar Sünden gewesen, wären wir ja nicht alle durch ihn erlöst worden. Als Lamm Gottes ruft er im Volk Israel die Heilstaten Gottes wieder in Erinnerung.  Wie er sie aus der Sklaverei der Ägypter befreite und ihnen durch das Blut von Lämmern an den Türpfosten ihrer Häuser Schutz gewährte.  Seitdem war es üblich in Erinnerung an diesen Tag, Lämmer zu schlachten und sie als Dank im Tempel in Jerusalem darzubringen, als wohlgefällige Opfertiere für Gott.   Doch Jesus ändert diese Opfergesinnung, indem er verkündet: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.“

 

Der koptische Patriarch von Alexandrien, hat nach dem schweren Bombenanschlag auf seine Mitchristen in Ägypten folgenden Zeilen geschrieben: „Meine geliebten Kinder, Geistliche und Laien in jenen Ländern, in die ihr eingewandert seid. … Möge es euch gut gehen, von Gott behütet, der euch erhält.  Mögen wir von euch nur Gutes hören. … Die schmerzlichen Ereignisse, welche uns zugestoßen sind, brachten uns von allen Seiten Mitgefühl, starke Sorge und Mühe, die Kirchen zu beschützen, sowie Sorge für unsere Anliegen.  Außerdem bringt Verfolgung die Seele näher zu Gott. Und wir glauben, dass Gott der Beschützer und Helfer ist, und „wenn der Herr nicht die Stadt bewacht, dann wacht der Wächter umsonst“.  Ebenso glauben wir dem Versprechen, das der Herr seiner Kirche gegeben hat, dass die Tore der Unterwelt sie nicht überwältigen werden. Darum sind alle in Frieden. Seid alle ruhig, bestärkt durch das Handeln des Herrn … und ich denke, dass seine Inkarnation der Anfang alles Guten war, mit dem die Menschheit begnadet wurde, bis sie mit Erlösung gekrönt wurde. Gleichermaßen war die Inkarnation der Beweis der Liebe Gottes zu uns, und der Versöhnung, welche zwischen Himmel und Erde erfüllt wurde. Zum Schluss sende ich meine Liebe zu euch allen.“

 

Vielleicht verstehen wir die Bedeutung des Lammes Gottes für uns als Christen so ein wenig besser. Jesus Christus hat nicht das Leid und die Sünde gewollt, das waren die Menschen. Und er hat sie auch nicht aus der Welt geschafft, das tun die, die den Menschen perfekt und selektiert züchten wollen. Er hat dem Leid eines jeden Menschen einen Sinn gegeben und die Sünden aller Menschen auf sich genommen. Und seine immer aktuelle Botschaft lautet: „Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis, aber habt Mut, ich habe die Welt besiegt.“  Ein frohmachendes Zeugnis, in dem uns Gott selbst einlädt, mit Mut, Zuversicht und Glaube an ihn, durch dieses Leben hindurchzugehen. (pm)

 

 


Letzte Änderung: 01.01.2014 um 16:15

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