Lesejahr A 2010/11
"Seid eines Sinnes und einer Meinung" (3. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 20.01.2011 |
„Alle sollen eins sein, wie du Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ (Joh. 17, 21)
Heute, rund 2000 Jahre nachdem Jesus Christus dieses Gebet gesprochen hat wissen wir, warum er es tat und vor allem, wie wichtig es war und auch noch ist: Das Gebet um die Einheit aller Christen. Denn es ist ja nicht neu im Christentum, dass Zank und Streit die Gemeinschaft derer, die am überlieferten Glauben festzuhalten versuchten, auseinander gebracht hat. Bereits in der Kirchengemeinde von Korinth, so haben wir es in der Lesung gehört, also schon einige Jahrzehnte nach dem Tod Jesu, wird uns von Spaltung und Glaubensunterschieden berichtet. Alle wurden getauft, aber nicht alle hielten an dem Glauben, auf den sie getauft wurden fest. So wird Paulus gegen Apollos und Petrus gegen Jesu Christus ausgespielt, je nach dem für wen die größeren Sympathien einzelner Gemeindemitglieder waren.
Nichts Neues also, wenn wir in der zu Ende gehenden Gebetswoche für die Einheit der Christen, trauriger weise auf eine immer noch getrennte Christenheit schauen müssen. Die sich heute zwar Gott sei Dank nicht mehr gegenseitig bekriegt, aber in viele Konfessionen und Gemeinschaften in der Welt zerstreut ist. Denn neben der katholischen und der orthodoxen Kirche, kennen wir ja auch noch die anglikanische Kirche, die altkatholische Kirche und die evangelische Kirche. Wenn wir an die evangelische Kirche denken, fallen uns die Lutheraner, die Reformierten, die Presbyterianer, die Mennoniten, die Baptisten, die Methodisten, die Adventisten, die Pfingstler und viele weitere Glaubensgruppen ein, die ich gar nicht alle nennen kann, weil ich sie selbst nicht alle kenne. Allein die evangelische Kirche in Deutschland besteht aus einem Zusammenschluss von 22 weithin selbständigen lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen und das ist für ihre Verhältnisse schon ein großer Fortschritt. Aber auch deren heutiges Credo innerhalb dieses Zusammenschlusses der sog. EKD geht zum Teil noch ziemlich weit auseinander.
Ökumene „auf Augenhöhe“ fordert also viel mehr, als nur ein „sich gut verstehen“ oder „miteinander auskommen.“ Das ist sicherlich der kleinste gemeinsame Nenner und Voraussetzung für alle ökumenischen Begegnungen. Aber in einer ernst zu nehmenden Ökumene, die sich an der unverrückbaren Wahrheit, nämlich an Jesus Christus orientiert, die also auch inhaltlich stimmen muss, etwa beim gemeinsamen Glaubensbekenntnis, in eine solchen Ökumene ist es nicht so leicht einfach mal zusammenzuwachsen. Zu groß sind die Verwundungen und das Auseinandertriften der Meinungen und Vorstellungen in den vergangenen Jahrhunderten. Vielleicht auch ein Grund, warum heute so viel Skepsis uns Christen von Außenstehenden entgegen gebracht wird.
Eine katholische Messe zum Beispiel unterscheidet sich vielleicht äußerlich für manchen heutzutage nicht wesentlich von einem protestantischen Abendmahl, aber wer sich im Glauben mit beiden Gottesdienstformen einmal tiefer beschäftigt, der wird ganz wesentliche Unterschiede feststellen, die man nicht einfach so wegwischen kann. Wir Katholiken sprechen von der realen Präsenz Gottes, das heißt wir essen bei der Kommunion kein gesegnetes Brot, sondern wir empfangen den verwandelten Leib Christi, den wir deshalb auch zum Beispiel an Fronleichnam anbetend durch unsere Straßen tragen. Und deshalb ist es gut, dass wir an dem festhalten, was uns als Christen wirklich verbindet, es gemeinsam leben, aber nicht nach außen eine Einheit vorgeben, die es so nicht gibt.
Letzte Woche wurden in Großbritannien drei anglikanische Bischöfe zu Priestern in der katholischen Kirche geweiht. Jetzt werden sie sich vielleicht fragen: „Wie geht denn das?“ Denn ein Bischof ist doch bereits Priester, aber hier liegt ein ganz anderes Verständnis bei den Anglikanern von Priester und Bischof vor, als bei uns. Alle drei Bischöfe sind aufgrund zerstrittener Ansichten in der anglikanischen Kirche zur katholischen Kirche übergetreten und viele ihrer Priester und Gläubigen werden ihnen in den nächsten Wochen folgen. Wären wir alle wirklich eins, wie das manche heute gerne unter Medienbeifall in der Öffentlichkeit sagen, dann wäre doch eine solche Konversion gar nicht nötig. Wir sehen also, dass unser Glaube ein Fundament braucht, ein klares und gemeinsames Bekenntnis und hier liegt die eigentliche Zukunft der Ökumene.
Vielleicht verstehen wir so die Mahnung des Apostel Paulus besser, gegenüber den zerstrittenen Christen in Korinth: „Seid alle einmütig und duldet keine Spaltungen unter euch. Seid ganz eines Sinnes und einer Meinung.“ Wir müssen also äußerlich und innerlich zu einer Einheit, wieder zu der einen und einzigen von Christus gestifteten Kirche zusammenwachsen. Im Evangelium heißt es: „Das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen. Denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen.“ Die Dunkelheit steht hier für die Unwissenheit im Glauben, für das nicht wissen der Menschen um die Wahrheit, die von Gott kommt und die Erlösung aller durch Jesus Christus. Mit dem Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi hat Gott unsere Welt wieder hell gemacht und uns Heilung und Versöhnung gebracht. Helfen auch wir mit, dass dieses Licht Gottes sich in unseren Familien, bei unseren Freunden und überall dort wo wir leben ausbreiten kann. So wie Maria dieses Licht für die junge Gemeinde der Urchristen war, Halt und Glaubensvorbild und so dazu beigetrug, dass sie in tiefer Einheit mit Gott lebten. (pm)
Letzte Änderung: 01.01.2014 um 16:16
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