Lesejahr A 2010/11
"Selig die Arm sind vor Gott ..." (4. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
Geschrieben von (pm) am 21.01.2011 |
Das Evangelium berichtet uns von den Seligpreisungen, die mit dem berühmten Satz beginnen: „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Der erste Teil des Satzes „selig, die arm sind vor Gott“ wird heute oft missverstanden, so als sei er nur an mittellose Menschen gerichtet, aber sicherlich nicht an uns! Doch Jesus hat nie gesagt „selig, die arm sind vor Gott“, er hat gesagt „selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Und das heißt etwas ganz Anderes, so wie es auch einen Unterschied macht, ob ich sage „wenn ihr heute sät“ oder „wenn ihr heute sät, dann werdet ihr morgen ernten.“
Denn mit dem Himmelreich, werden alle Werte, die wir hier auf der Erde kennen auf den Kopf gestellt. Reichtum im Himmelreich, vergeht nicht mehr, kann nicht mehr gestohlen werden oder von Motten zerfressen. Jesus spricht hier also von einem Reichtum, den ich mit dem Tod nicht zurücklassen muss, sondern den ich mitnehmen kann, der bleibt. Die Bibel nennt solch einen Reichtum „einen verborgenen Schatz“ oder „eine kostbare Perle.“ Und für solch einen bleibenden Reichtum lohnt es sich auch in dieser Welt arm zu werden.
Vor Gott ist nämlich nicht der Reiche der, welcher eine große Summe Geld beiseite gelegt hat. Denn in einer Nacht schon kann er alles verlieren, vielleicht durch eine Inflation, einen Börsensturz, einen Diebstahl oder auch seinen Tod. Für Gott zählt der Reichtum, den wir aus Liebe zu ihm erworben haben und trotz der Tatsache, dass wir die Güter der Erde zum Leben nutzen sollen und dürfen, ist die Gefahr, sich an ihnen zu verlieren, ja sie zum Ersatz für Gott werden zu lassen, heute immens groß geworden. Wer Güter hat, sie aber nicht über alles erhebt, wer sie teilt, ja auch an bedürftige Verschenkt und damit Barmherzigkeit übt, der lebt „Arm vor Gott“. Das ist auch der Grund warum wir in der Sonntagsmesse in der Kollekte immer wieder einüben unsere Güter zu teilen. Im Glauben an ihn können wir erst wirklich wahrnehmen, was im Himmelreich, in der Ewigkeit, das Bleibende vom Vergänglichen unterscheiden wird. Vielleicht verstehen wir so besser was es wirklich heißt: „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Selig, wenn wir uns die Offenheit bewahren, zu teilen, uns und einen Teil unserer Gaben zu verschenken, mit unserem Eigentum anderen Gutes tun und so auch Schätze für das Himmelreich sammeln.
Bezeichnend für mich ist hier die biblische Person des Lazarus. Er war einer der reichsten Grundbesitzer seiner Zeit und beschäftige viele Arbeiter auf seinen Feldern. Aber er hat sein Vermögen nie gehortet oder groß angelegt, sondern einen gerechten Lohn gezahlt und Jesus und die Jünger mit seinen Gaben unterstützt. Und diese Armut vor Gott ist es, die Jesus weinen lässt, als sein Freund Lazarus so früh verstirbt. Sicherlich, Jesus erweckt den Toten Lazarus wieder zum Leben, um den Anwesenden sein Vollmacht als Sohn Gottes zu zeigen. Aber auch dieser auferweckte Lazarus muss eines Tages wieder sterben, um dann endgültig für das Himmelreich aufzuerstehen. Und jede gute Tat aus Liebe zu Gott, jede finanzielle Hilfe ohne falsche Hintergedanken, jedes ehrlich gemeinte Geschenk und jede Form der Barmherzigkeit wird für ihn zu seinem Schatz, den er dort dann vorfindet. Das ist auch der Weckruf Jesu an uns, liebe Schwestern und Brüder, die Güter der Welt, die von Gott gut geschaffen wurden, auch zu nutzen, um die Liebe und Barmherzigkeit Gottes in die Welt hineinzutragen und so einen bleibenden Schatz im Himmel zu erwerben. „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (pm)
Letzte Änderung: 01.01.2014 um 16:16
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