Lesejahr A 2010/11

Vergrabe dein Gottes - Talent nicht im Boden (33. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 07.11.2011
Lesejahr A 2010/11 >>

Wissen sie, was das Gegenteil von Gut ist? Das Gegenteil von Gut, so sagt es jedenfalls der Dichter Berthold Brecht, ist gut gemeint! Und ich stimme ihm zu, denn vieles was gut gemeint ist, ist noch lange nicht gut für uns.

Wenn wir täglich die Berichte über die Entwicklung des Euro hören. Darüber, dass er keine sichere Währung mehr gibt und uns von Finanzberatern geraten wird, Reserven an Gold oder Silber zu kaufen. Wenn wir im gleichen Atemzug hören, „wenn der Euro fällt, dann stirbt auch Europa“, dann frage ich mich schon, worauf unsere ganze Kultur eigentlich noch aufgebaut ist. Als vor einigen Jahren die Debatte um den Gottesbezug in der Verfassung der europäischen Union entbrannte, sagte der damalige Präsident des Europäischen Verfassungskonventes, Giscard d'Estaing: „Da Religion dort keine Rolle spiele, sei ein Bezug auf Gott nicht angebracht.“ Man war sich sicher, wieder einmal ohne Gott die westliche Welt regieren zu können, überheblich und anmaßend wurde eine Verantwortung vor Gott als diskriminierend und egoistisch angesehen. Keine zehn Jahre ist das her, da fallen viele schon von ihrem hohen Ross herunter, ringen um ihre eigene Glaubwürdigkeit, teils selbst verstrickt in Skandale und Affären.

Wenn der, der uns unsere Talente anvertraut hat, keine Rolle mehr in unser Gesellschaft und Kultur spielen darf, dann muss eben ein Ersatz her, an dessen Maßstab wir uns dann messen können und das tun wir gerade am Euro. Und so wird der letzte Halt dann zu einem Götzen, der uns allmählich in die Unfreiheit, in die Angst und in die Resignation hineinführt, weil er uns nicht helfen und uns auch nicht retten kann. Es kommt mir so vor, wie bei diesen einen Diener im heutigen Evangelium, der sein Silbergeld dann im Boden vergräbt, damit es keiner finden kann, Hauptsache er selbst überlebt. Er ist sich selbst der Nächste und seine Eigenliebe steht über allem. Und so endet sein Leben in der Angst es zu verlieren und sein Talent im Boden, in der Hoffnung sich selbst zu retten.

Aber er hat überhaupt kein Vertrauen in seinen Gott, er schaut nur auf sich. Und Gott tadelt ihn dafür, obwohl er es doch gut gemeint hat. Ihm wird aber nicht allein das Vergraben des Silbergeldes vorgeworfen, sondern auch seine Bequemlichkeit und seine Ausreden, sein Nichtstun. Ja, ich bin getauft und gefirmt, aber Religion, Glaube, katholisch sein, das können andere tun, ich will schließlich zuerst meine Bedürfnisse befriedigen. Und so wandert das von Gott geschenkte Talent der Taufe und Firmung unter die Erde und der Glaube kann keine guten Früchte hervorbringen.  

Früher pflegte man gerne zu sagen: „Eines hab ich mir vorgenommen, in den Himmel will ich kommen. Mag es kosten was es will, für den Himmel ist mir nichts zu viel.“ Und heute, wo wollen wir heute noch hin? Maria ist uns hier ein Vorbild und Beispiel dieses Glaubens und Vertrauens, der Gott im Leben ernst nimmt und ihn Gott sein lässt. Und wie wird Maria dafür von Gott beschenkt, ihre fruchtbar gewordenen Talente sind bis heute für uns eine Quelle, aus der wir im Gebet schöpfen können. Im Römerbrief sagt uns der Apostel Paulus, „wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“, weil er immer größer ist und über allem steht.

Wenn all die von Gott geschenkten Talente, die heute in der Erde schlummern, wieder von Christen eingesetzt würde, als Sauerteig, der diese Gesellschaft durchdringt, dann hätten wir weniger Angst und mehr Gottvertrauen, weil es nicht nur in der Kirche, sondern auch in der EU wieder aufwärts gehen würde. (pm)


Letzte Änderung: 08.11.2011 um 07:36

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