Lesejahr A 2010/11

Was schulde ich Gott? (29. Sonntag im Jahresreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 14.10.2011
Lesejahr A 2010/11 >>

"Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.”

Doch was gehört Gott und was dem Kaiser oder heute würde man bei uns wohl besser sagen, dem Staat? Wir sprechen hier also zunächst von der jährlichen Kirchensteuer und der Lohnsteuer, die wir zu entrichten haben.

Zur Zeit Jesu war das etwas anders, da mussten die Einwohner Israels eine kaiserliche Kopfsteuer bezahlen, die Siegermächte gerne über besiegte Völker verhängten. Man kann sich natürlich den stürmischen Protest der Bevölkerung vorstellen, keiner war damit zufrieden und diese Steuer ein Ärgernis. Nun fragen die gesetztestreuen Pharisäer Jesus, was er von dieser Steuer hält. Ist er gegen sie, wird man ihn als einen Aufwiegler gegen den römischen Kaiser ansehen. Ist er für sie, wird man ihm vorwerfen, er sei ein Freund des römischen Kaisers und so gegen sein eigenes Volk. Da ist guter Rat teuer, wenn man in eine solche Fangfrage verwickelt wird. Und so sagt er nicht, „gebt eure Abgaben entweder dem Kaiser oder Gott, nicht dem einen oder dem anderen“, sondern jedem so, wie es ihm zusteht.

Es geht hier also um den Anfang der Trennung zwischen der Religion und dem Staat. Das war damals nicht üblich, zumal gerade der römische Kaiser sich selbst als Gott verehren ließ. Auch das jüdische Volk kannte keine Trennung zwischen ihrer Religion und der Annahme ihrem jüdischen Königs Herodes Agrippa, der ihrer Meinung nach von Gott eingesetzt wurde. Jesus zeigt ihnen und uns aber eindeutig, dass sein Reich in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt ist. Und er unterscheidet, zwischen einer weltlichen Herrschaft, etwa unserem Staat, der notwendig ist für den Aufbau und das Zusammenleben der Menschen, dessen Macht und Gewalt aber immer begrenzt ist. Da können wir in den letzten Monaten gerade im Lybien und in Syrien miterleben, wenn Regierungen dann gestürzt werden.

Nur Gott allein steht über all diesen Grenzen, ihn kann man nicht stürzen, ihm untersteht ein Kaiser und auch ein Staatsdiener. Damals wie heute ist das eine mutige Aussage, die den Römern und sicherlich auch vielen Bewohnern in Deutschland, so nicht gefällt. Aber im Glauben ist sie wahr, denn Gott ist der Vater aller Menschen. Mensch und Gott befinden sich eben nicht auf ein und derselben Ebene, denn Gott ist unser Schöpfer und wir Menschen seine Geschöpfe.

Die Aussage „gebt Gott, was Gott gehört“, erhält so eine ganz andere Bedeutung.  Wir alle haben uns unser Leben nicht selbst gegeben, aber am Ende unseres irdischen Lebens sagen wir, dass wir es an Gott zurückgeben dürfen. Weil es im Grunde genommen immer schon ihm gehört hat. Er beansprucht den ganzen Menschen, den er aus Liebe geschaffen hat und dessen Leben in seinen Händen liegt. Somit hat Jesus keineswegs mit seiner Aussage versucht einen faulen Kompromiss zu finden. Er hat uns damit sagen wollen, dass Gott viel mehr von uns beansprucht, als es ein Staat überhaupt kann.

Wir alle sind noch auf dem Weg durch dieses Leben hindurch zum Reich Gottes hin, in dem uns Jesus in der Offenbarung des Johannes sagt: „Siehe ich mache (für dich) alles neu.“ Darum dürfen wir heute getrost dem Staat das geben, was ihm zukommt um Menschenwürdig leben zu können und darüber hinaus Gott das geben, was wir ihm dankbar schulden: „Liebe und Wertschätzung.“ (pm)


Letzte Änderung: 16.10.2011 um 12:19

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