Lesejahr A 2010/11

Wohin fällt Deine Saat, die Gott Dir in die Hände gelegt hat? (15. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 01.07.2011
Lesejahr A 2010/11 >>

Das heutige Evangelium könnte nicht eindrucksvoller schildern, was ein gläubiger Mensch alles von Gott erwarten darf, wenn er auf sein Wort hört, es im Herzen annimmt und durch sein Tun fruchtbar werden lässt.

Die ehemalige kolumbianische Politikerin Ingrid Betancourd ist in meinen Augen solch ein Mensch, der am eigenen Leib Gottes Größe und Macht erfahren hat, der in höchster Bedrängnis und an der Grenze der Menschlichkeit angelangt war. "Im Dschungel gab es für mich nur Gott,“ in den sechs Jahren als Geisel in Kolumbien, erzählt sie der Presse. Während der Gefangenschaft hatte sie neben ihrer Kleidung nur eine Bibel und einen Rosenkranz. Und ich bin mir sicher, sie hat den Rosenkranz oft gebetet und die Bibel, das Wort Gottes, ganz intensiv gelesen und verinnerlicht. In dieser Zeit, so sagt sie selbst, hat sie wieder zu Gott gefunden.  "Es stimmt, mein Glaube ist für mich meine größte Kraft geworden. Der Dschungel ist eine feindliche Welt mit gefährlichen Tieren, aber die gefährlichsten waren die Menschen." In den ersten drei Jahren war sie rund um die Uhr angekettet, später nur noch nachts. Bei ihrer Ankunft am Flughafen dankte die zuerst Gott für dieses Wunder.

Und eine Woche danach, ist sie aus Dankbarkeit zu dem südfranzösischen Wallfahrtsort Lourdes gepilgert, um der Jungfrau Maria für ihre Befreiung aus den Händen der kolumbianischen FARC-Rebellen zu danken. "Danke Maria! Danke für meine Freiheit, danke für das Leben", sagte sie an der Seite des Erzbischofs vor tausenden Pilgern. Mit einem Rosenkranz in den Händen fügte sie hinzu: "Ich flehe dich an, meine liebe Maria (...), beschütze diejenigen, die zurückbleiben mussten. Sie brauchen dich, deine Kraft, deine Hoffnung und dein Licht." Vergessen wir nicht, dass immerhin noch ca. 800 weitere Menschen in der Geiselhaft dieser Rebellen sind. Während des Angelusgebets schloss sie ihre Augen oder blickte gebannt auf die Statue der Jungfrau Maria. Mehrmals nahm sie ihre Mutter, ihre Schwester und ihre Kinder Mélanie und Lorenzo in den Arm, die sie in den Wallfahrtsort begleitet hatten.

Ich denke, Ingrid Betancourd kann wahrscheinlich ihr Glück noch gar nicht richtig fassen. Am Vormittag hatte sie sich bereits allein zu einem Gebet in die Kapelle zurückgezogen. Ist das nicht bewegend, wenn ein Mensch auf diese Weise erfährt, wer Gott ist? Mein Erlöser, mein Retter, mein Befreier, der, dem mein Glück, mein Wohlergehen wirklich am Herzen liegt. Der für uns ein ewiges, nie endendes Leben geschaffen hat. Werden uns hier nicht die Schilderungen des Volkes Gottes im Alten Testament in Erinnerung gerufen, dass immer wieder von Gott Befreiung erfuhr? Wer das Wort Gottes ernst nimmt und es im Leben umsetzt, der wird von Gott reich beschenkt werden können. Der wird zum fruchtbaren Ackerboden, auf dem der Herr seinen Samen aussät. Gott streut den Samen seines Wortes jeden Tag über uns Menschen aus. Doch aufnehmen und fruchtbar machen können nur wir ihn, jeder ganz persönlich in seinem eigenen Leben. Darum lädt uns Jesus in dem gehörten Gleichnis ein, uns innerlich zu prüfen und überall dort wo wir träge und lasch gegenüber ihm und seinem Evangelium geworden sind, neu den Glauben zu leben. Und ich bin mir sicher, Gott bedrücken nicht die Texte der heiligen Schrift, die wir nicht verstehen, sondern diejenigen, die wir verstehen, die wir uns aber nicht wirklich zu Herzen nehmen, um sie im Leben umzusetzen.

Lassen wir die Saat unseres Lebens nicht verdorren, ersticken oder uns vom Feind rauben, sondern leben wir unseren Glauben in unserer Zeit, die ihre Schwierigkeiten mit sich bringt aber auch ihre Herausforderungen. Wir dürfen mit Stolz Christen sein und somit am Reich Gottes aktiv mitzuwirken. Und wir haben eine unüberbietbare Botschaft: Die Zusage Gottes auf ewiges, nie endendes Leben bei ihm. Geben wir ihm von Neuem unser Ja, so wie Maria, als Gott den Samen in ihrem Herzen ausstreute, indem sie sagte: „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Und so Gott Mensch werden durfte, um uns zu retten. Er stirbt am Kreuz, damit ich über den Tod hinaus leben kann. Und streut damit dem Samen des Lebens aus, damit ich ihn aufnehme und ihn in meinem Herzen fruchtbar werden lasse. (pm)


Letzte Änderung: 01.01.2014 um 16:26

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